Machen Filmdownload-Angebote überhaupt Sinn?

Momentan ist die Filmbranche wieder in Aktionismus verfallen. Nachdem sich die skurrilen Angebote von Bittorrent bis hin zu In2Movies nur so gehäuft haben geht es jetzt mit Guba weiter. Warner kann anscheinend seine 200-500 Filme, bei denen die Rechte geklärt sind, nicht für sich behalten und vertreibt sie über jeden nur erdenklichen Weg. Nur Apple bleibt außen vor. Erstens stehen die Verantwortlichen der Filmbranche den Fixpreisvorstellungen von Steve Jobs ablehnend gegenüber und zweitens haben sie natürlich Angst, dass Apple eine ähnliche Dominanz bei Filmdownloads erlangt wie bei den Musikdownloads.

Doch angesichts der Verkaufszahlen von Fernsehserien im iTunes Music Store (iTMS) ist bei Filmen im iTMS auch kein großer Ansturm zu erwarten. Apple sollte ein paar grundlegende Dinge ändern, denn nimmt man die Zahlen der ABC Hitserien in den letzten neun Monaten so wurden nur 6 Millionen Downloads verkauft. ABC erreichte hingegen mit dem werbefinanzierten Streaminangebot in einem Monat 11 Millionen Zuschauer für die selben Serien.

Auch die etablierten Filmdownload Angebote wie Movielink (100 000/Monat) oder Cinemanow können nicht gerade mit Rekordzahlen aufwarten. Nimmt man dazu noch die massive Konkurrenz durch andere Vertriebsformen haben es die Filmdownload-Angebote sehr schwer. Branchenkenner gehen davon aus, dass die DVD noch für mindestens fünf Jahre den Filmmarkt dominieren wird. Hinzu kommen vielzählige weiterer Möglichkeiten Filme zu konsumieren. Angefangen beim Pay-TV über Pay-per-View, Video-on-Demand, Free-TV, DVD-Verleih, Netflix und das Kaufhaus um die Ecke gibt es mehr als genug Wege einen Film zu erweben und zu sehen.

Hinzu kommt noch die lausige Qualität der Downloadangebote und man muss zu den Schluss kommen, dass es momentan keinen Sinn macht Filmdownloads zu kaufen oder anzubieten.

Ein sinnvolles Angebot

Nachdem ich mich schon mehr oder weniger wissenschaftlich mit Filmdownloads auseinandergesetzt habe ist das nicht das Ende vom Lied. Natürlich gibt es einen Markt für Filmdownloads und dieser wird in den kommenden Jahre massiv wachsen, aber ein Angebot, das den Markt aufrollen will muss anders gestrickt sein als die existierenden Angebote. Ich werde versuchen meine Idealvorstellung von einem Filmdownload-Angebot darzulegen, die ich in der Arbeit nicht wiedergeben konnte, weil zum Teil Belege fehlen.

Kein Digital Rights Management (DRM) und kein Copierschutz. Ich weiß, dass es sich bei Filmen um Güter mit hohem Wert handelt, in die viel Geld geflossen ist und die Filmindustrie will natürlich versuchen diesesen Wert zu schützen. Aber ein Kopierschutz oder DRM bei Filmdownloads macht überhaupt keinen Sinn. Angenommen ein Film kommt zeitgleich auf DVD und als Filmdownload heraus, dann ist es viel einfacher ihn von DVD zu kopieren als ihn herunterzuladen und dann zu kopieren. In zwei Klicks lässt sich eine DVD Rippen und mit einem dritten Klick ist der Film in der Tauschbörse. Ganz abgesehen davon, dass Filme oftmals schon vor dem DVD Start in den Tauschbörsen zu finden sind (Peermind weiß mehr). Es bringt also nichts die legalen Käufer mit einem DRM zu bestrafen. Erhalten sie eine vernünftige Quelldatei können sie daraus DVDs brennen, eine iPod Version codieren oder sogar einen kreativen Remix erstellen – alles Dinge, die zur Kundenzufriedenheit beitragen und ein positives Image aufbauen.

Verzicht auf proprietäre Software. Eines der wichtigsten Erfolgskriterien bei YouTube ist, dass sich der komplette Vorgang zum Hochladen von Videos ohne zusätzliche Software erledigen lässt. Wie schon ausgeführt, verlassen Internetnutzer nur ungern ihre Browser und mit einer proprietären Software lassen sich keine URL-Effekte erzielen. Das komplette Filmdownload-Angebot muss über den Browser ohne Zusatzsoftware bedienbar sein.

Eine größere Auswahl. Filmrechte für Downloads zu klären ist ein Alptraum. Doch ein Angebot mit maximal 1500 Filmen wird nie funktionieren. Netflix vermietet jeden Tag bis zu 40 000 seiner 60 000 verschiedenen Filme, das sollte Hollywood zu denken geben. Es geht gerade bei einem Downloadangebot eben nicht immer nur um die Blockbuster sondern in entscheidendem Maße auch um den Backkatalog.

Freie Filme und Serien. Auf der Internetseite des Angebots sollten alle Filme, die zum Download bereit stehen komplett als Stream angeboten werden. Ein Trailer ist schön und gut aber der komplette Film ist besser. Es ist nicht zu befürchten, dass sich jemand lieber einen 300×200 Pixel großen Stream von Herr der Ringe ansieht als den Download zu kaufen. Das Streaming ist vielmehr ein Lockangebot. Ein solcher Dienst würde unmengen von eingenenden Links heraufbeschwören und könnte zum Wachstumsmotor werden.
Zusätzlich sollten alle Fernsehserien neben dem bezahlten Download auch als werbefinanzierter kostenloser Download zur Verfügung stehen. Solche Angebote funktioniert, wie ABC eindrucksvoll bewiesen hat und auch Google experimentiert gerade in diese Richtung.

Günstige Preise. Es ist leider so, dass virtuellen Gütern ein geringerer Wert zugewiesen wird als Materiellen. Das heißt wenn DVDs ab fünf Euro kosten, können Filmdownloads nicht bei zehn Dollar anfangen. Die DVD-Margen waren ein Glücksfall für die Filmindustrie doch wage ich zu bezweifeln, dass sich solche Margen auch bei Downloads erzielen lassen.

Community aufbauen. Filme sind ein emotionales Erlebnis und Schauspieler bestimmen schon seit Jahren die Schlagzeilen verschiedenster Medien. Um diese Elemente lässt sich wunderbar eine Community aufbauen, die Filme diskutiert, empfiehlt und kommentiert. Ein solches Angebot setzte ein Webportal voraus Softwarelösungen funktionieren nicht. Das Snakes on a Plane Phänomen und Spout geben die Richtung vor. Eine Amazon-Recommendations-Engine muss das Ziel sein.

Alternative Inhalte einbeziehen. Es müssen nicht immer die großen Hollywood-Filme sein. Ein Film wie Waterborne verdient mehr als 300 bezahlte Downloads über Google Video. Und selbst Nieschenproduktionen können effektiv über ein offenes Filmdownloadportal vertrieben werden, der Long Tail lässt grüßen.

Und wieder fehlt die Destinationseite

Es dreht sich im Kreis. Genauso wie den TV-Stationen fehlt auch Hollywood die Destinationseite für Filme. Die Internet Movie Database ist zwar die Film-Destinationseite schlechthin, aber es werden dort bis jetzt nur DVDs über Amazon verkauft. Eine klare Linie lassen die anderen Angebote vermissen. Indem Warner seine Filme an jeden weitergibt, der fragt wird der Markt auch nicht übersichtlicher.
Die große Herausforderung wird sein die Filmindustrie zumindest von ein paar der oben genannten Punkte zu überzeugen, was sicher nicht besonders einfach wird. Noch haben sie ca. 3-4 Jahre Zeit bis das Ende der DVD immanent wird und die Industrie sich ernsthafte Gedanken über Filmdownloads machen muss. Bis dahin wäre es jedoch sehr geschickt ein etabliertes Filmdownload-Angebot am laufen zu haben.

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