Geschäftsmodelle für Videohoster. Wohin bewegt sich Sevenload?

Der Google-YouTube-Deal hat den Rahmen gesteckt und kurz darauf begrüsst auch Sevenload einen neuen Investor. Dabei kommt ganz nebenbei heraus, dass der freundliche Videohoster von Nebenan schon ziemlich groß geworden ist, mit einer Bewertung von 130 Mio. Euro und einem Umsatz von 30 Mio. in Jahr.

Doch was bewegt die Investoren viel Geld in diese Unternehmen zu stecken, wo doch vor kurzem noch die fehlenden Geschäftsmodelle angemahnt wurden? Mit ein Grund für den Geldsegen dürfte sein, dass nachdem sich der erste Staub gelegt hat Geschäftsmodelle zu erkennen sind:

  • Whitelabel-Lösungen für Geschäftskunden
  • Das Destination-Site-Modell
  • Das Virtual-Pipe-Modell
  • Das geheimnisvolle Modell

Whitelabel-Lösungen für Geschäftskunden

Das Schwergewicht in diesem Geschäft dürfte Videoegg sein, dessen Kundenliste sich imposant liest (Current.TV, AOL, Bebo). Videoegg liefert die Infrastruktur auf deren Grundlage die Kunden ihren eigenen Videohosting-Dienst anbieten können. Diesen Service lässt sich Videoegg vergüten und kommt mit dem Angebot auf 15 Millionen Videostreams am Tag. Dieses Konzept klingt so überzeugend, dass sie vor kurzem weitere $12 Millionen an Venture Capital eintreiben konnten.

Neben Videoegg gibt es eine ganze Reihe von Videohostern, die Whitelabels anbieten. Die Bandbreite reicht von vSocial über Kickapps bis hin zu Sevenload.

Das Destination-Site-Modell

Destination-SiteIch habe schon mehrfach über Destination-Seiten geschrieben, deshalb an dieser Stelle nur eine kurze Erwähnung. Das Geschäftsmodell hinter Destinations sieht vor die schieren Massen an Usern mehr oder weniger effektiv in Umsätze umzuwandeln. Spätestens seit dem $900 Mio. MySpace-Google-Deal ist klar, dass es sich dabei um ein lukratives Geschäft handelt.

Doch das Geschäftsmodell mit den Desitnations hat einen entscheidenden Nachteil: Kein Anbieter kann sicher planen zu einer Destination zu werden. Deshalb ist ein Geschäftsmodell, dass auf diesem Konzept basiert immer wackelig – es sein, denn man ist bereits eine Destination. Des Weiteren sind die Video-Destinations mittlerweile recht gut besetzt und es muss schon viel passieren, damit sich daran in naher Zukunft etwas ändert.

Das Virtual-Pipe-Modell

Angesichts der Probleme mit der Entwicklung einer Destination drängt sich die Frage auf, wieso Ibo (Geschäftsführer von Sevenload) behauptet, dass es in Deutschland Platz für noch mehr Videohoster gibt, als die bereits am Markt befindlichen. Oder warum er vom „Videoportal-Zapping“ redet?

Die Anwort liegt darin, dass die Videohoster ihr Geschäftsmodell nicht auf eine Destination ausrichten dürfen. Nur dann werden sie alle überleben, denn das schöne an Destinations ist gerade, dass es nur sehr Wenige davon gibt und soetwas wie Destination-Zapping gibt es nicht.

Die Videohoster müssen also ein alternatives Vermarktungskonzept bereit halten als das Verkaufen von Whitelabel-Lösungen oder das Vermarkten einer Destination, damit sich die 5-X Player in Deutschland etablieren und halten können.

Pipedreams Virtual PipeAn diesem Punkt kommen die Virtual-Pipes ins Spiel. Das Konzept stammt von Andy Kessler, der es in einem ausführlichen Artikel erklärt. Prinzipiell geht es darum, dass Virtual-Pipes dafür sorgen, dass Content und User an einen Dienst gebunden werden. Diese Bindung kann durch ein Digital Rights Management (DRM) geschehen oder eben durch soziale Effekte:

But what separated these folks from the Web of old was the addition of the concept of friends, interlinks within the closed system. To have MySpace friends, you needed to be on MySpace.

Bei den Videohostern finden sich Virtual-Pipes auf verschiedenen Ebenen, die durch unterschiedliche Mechnismen gesichert sind:

  • Am einfachsten zu verstehen sind Virtual-Pipes, die auf einem DRM-System basieren. Sevenload entwickelt gerade ein solches für Flash. Ein DRM schafft einen geschützen Kanal durch das Internet, der vom Videohoster zum Endbenutzer geht wobei der Videohoster genau kontrollieren kann was, wann, wie und wo abgespielt wird. Es wird also nicht mehr möglich sein einfach einen eigenen Player für diese Inhalte zu verwenden oder die Inhalte auf einer nicht authorisierten Seite abzuspielen. Die Inhalte sind in der DRM-Pipe gefangen. Der Vorteil von einem DRM liegt darin, dass es die Tore für premium Inhalte öffnet. Brightcove hat es vorgemacht, denn nicht zuletzt, dank ihres geschlossenen Systems haben sie die Rechte an allen Warner Musikvideos erhalten. Wohin diese Entwicklung gehen wird ist klar …
  • Der nächste Mechnismus in dem eine Virtual-Pipe zum Einsatz kommt sind die sozialen Funktionen. Indem man sich „Freunde“ auf den Plattformen sucht, Kommentare, Views und Bewertungen erhält und an Gruppen und Diskussionen teilnimmt wird es immer schwerer die Plattform zu wechseln und man ist quasi in der Community des Videohosters eingeschlossen.
  • Der dritte Mechnismus besteht darin hochwertigen Content an die Plattfom zu binden. Das geschieht bei Sevenload zum Beispiel in Form der Specials (bald ist da allerdings kein Platz auf der Startseite mehr). Rob Vegas oder neuerdings Martin Binais werden wohl kaum noch einen anderen Videohoster als Sevenload in betracht ziehen, nachdem sie dort so schön gefeatured werden. Andere Videohoster versuchen ebenfalls Talente und original Inhalte an die Plattform zu binden. Focus live kooperierte mit Toni Mahoni, Ze Frank und Lonlygirl15 haben sich für Revver entschieden und Clipfish versucht es über die verschiedenen Contests. Das schöne an dieser Strategie ist, dass man über die Produzenten auch gleich ihre Fans an die Plattform bindet.

Nun haben wir drei Virtual-Pipes, die bei den Videohostern zum Einsatz kommen und es stellt sich jetzt die Frage, wie diese Pipes zu Geld gemacht werden. Andy Kesslers Anwort ist einfach und eindeutig:

How do you leverage these virtual pipes? Once captive to your pipe, you throw silly ads in front of people. […] EPILIT: entertainment and perishable information leading to an impulse transaction. For the most part, it’s direct advertising, create a sale, not a brand.

Doch im Fall der Videohoster kann man noch weiter gehen. Es gibt in diesem Fall drei Möglichkeiten, wie mit den Virtual-Pipes Geld verdient werden kann. Zuerst über den Eintritt: Die Videohoster können Gebühren dafür verlangen, was gefeauterd wird oder was in die Pipe kommt. Dann durch die Pipe an sich indem Werbung und Inhalte gekoppelt werden oder u.U. Transportgebühren erhoben werden. Und die dritte Möglichkeit besteht darin den Zugang zu den Inhalten in der Pipe zu verkaufen, wie das OpenBC so schön macht. Diese dritte Möglichkeit gilt natürlich besonders für die DRM-Geschützen-Pipes. Der Zugang zu diesen Inhalten kann an Webseitenbetreiber verkauft werden, die gern die entsprechenden Inhalte auf ihrer Seite zeigen möchten oder die Inhalte branden möchten. Des Weiteren kann der Zugang zu bestimmten Inhalten auch für die Endkunden kostenpflichtig werden, wenn man bedenkt, dass Ibo von einem Premiere Home ähnlichen Angebot und Fullscreen-Flash spricht, keine besonders weit hergeholte Überlegung.

Betrachtet man diese verschiedenen Virtual Pipes und die damit verbundenen Chancen wird schnell klar, wieso es in Deutschland 5-X Videohoster geben kann und wie diese überleben können. Für die Mindtime-Show geh ich zu Sevenload, DSDS seh ich bei Clipfish und zu MyVideo geh ich natürlich weil es mit 6 Mio Videostream am Tag die Destination in Deutschland ist;-) Ach ja und dieses Denk-Konzept ermöglicht außerdem ohne weiteres die Vorraussage, dass es in nicht allzuferner Zukunft nicht mehr so sehr um User-Generated-Videos gehen wird, sondern viel mehr um speziell fürs Internet produzierte Videos und eben um Premiuminhalte.

Das geheimnisvolle Modell

Eigentlich ist somit alles geklärt wäre da nicht noch der kleine Wermutstropfen, dass man die Virtual-Pipes braucht um die Inhalte und Dienste zu finanzieren. Besser wäre es meiner Ansicht nach ein Modell zu finden, dass die Umsätze direkt an den Rändern beim User erzielt.Edge Feeder Bei diesem Modell hat Revver schon einiges an Vorarbeit geleistet, auch wenn ihnen die Umsetzung noch nicht so gut gelingt. Zumindest bietet Revver Lösungen an, wie die Produzenten vom Filesharing oder direkt getauschten Videos profitieren können und die Whitelabel-Lösung zielt auch direkt auf die Ränder ab. Trotzdem ist es Revver bislang nicht wirklich gelungen daraus große Umsätze zu generieren. Entweder liegt das daran, dass es an den Rändern nichts zu verdienen gibt oder daran, dass der Revver-Ansatz der Falsche ist. Es muss also neue Ansätze geben um finanziell von der Super-Distributionzu profitieren.

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