Katz-und-Maus-Spiel: Illegale Filmdownloads

Die Fronten im Kampf der Medienindustrie gegen illegale Downloads sind in Bewegung. Seit Jahren dominierten Tauschbörsen die Diskussion rund um Film- und Musikdownloads. Doch immer mehr Tauschbörsen-Anbieter suchen die Näher zur Medienindustrie. Bittorrent.com versucht schon seit Monaten Filme und Musik zu verkaufen und nun hat auch Limewire angekündigt einen Musictore einzuführen.

Diese Entwicklung lässt die Vertreter aus Schweden kalt und es werden auch weiterhin alle Filme und Musikstücke, die man sich vorstellen kann über Tauschbörsen oder über das Usenet vertrieben werden – nur kommt noch eine weitere ernstere Bedrohung hinzu. Das Usernet, existiert ja bereits seit Urzeiten und auch dort ist das Filme-Tauschen sehr populär, wie die Usenetstats zeigen:

Rank Binary Newsgroups: Bytes % Total
1 alt.binaries.dvd: 58 509 833 569 / 11.174%
3 alt.binaries.dvdr: 33 045 957 334 / 6.311%
9 alt.binaries.vcdz: 8 335 915 369 / 1.592%
10 alt.binaries.svcd: 8 175 158 900 / 1.561%

P2P war erst der Anfang

Obwohl P2P mit 37% des Internet-Traffics (Europa 13%) und das Usenet mit 9% (19%) für ein enormes Datenaufkommen verantwortlich sind, werden beide Dienste nur von einem kleinen Prozentsatz der Internetuser überhaupt genutzt. Der (leichte) Zugriff auf die Binaries im Usenet ist sogar mit nicht unerheblichen Gebühren verbunden, die Anbieter wie Usepirat, UseNext oder Firstload erheben. Diese Dienste sind der Gema ein Dorn im Auge und so wurde erfolgreich mit Abmahnungen gegen zwei der deutschen Anbieter vorgegangen.

Doch sowohl Tauschbörsen als auch das Usenet sind Darknets, die in abgeschlossen Applikationen außerhalb des gewohnten Browser-Erlebnisses existieren. Ich hatte bereits letztes Jahr darauf hingewiesen wie problematisch es für die Medienunternehmen wird, wenn die Inhalte aus den Darknets ins Web diffundieren. Damals noch hauptsächlich auf die Bittorrent Unterstützung im Browser bezogen haben sich mittlerweile andere und effektivere Methoden etabliert Filme und Musik zu verbreiten. Dass YouTube mittlerweile für 10% des Internet-Traffics verantwortlich ist, spricht Bände und zeigt wo die Reise hingeht: Nämlich weg von P2P hin zu HTTP basierten Angeboten.

Der Vollständigkeit halber sei nur noch kurz auf das Bitlet Java-Applet verwiesen, das es mit jedem Browser erlaubt Bittorrents ohne externe Applikation oder Plugin zu laden. Man kann sogar direkt Download-Links setzen:
http://tribler.org/content/Elephants_Dream_480-h264-st-aac.mov.torrent Der Link lädt den Open Source Film Elephants Dream also keine Angst;) (99MB).

One-Click Hoster und die virale Verbreitung

YouTube, Dailymotion und Bolt ;) und all die anderen Videohoster hatten das eine oder andere Mal mit illegalen Videos zu kämpfen, doch mit der 10 Minuten Begrenzung für Videos sowie der doch im Vergleich zum Fernsehen bescheidenen Qualität konnten sie sich nie als vollwertiger Tauschbörsen-Ersatz etablieren.

Diese Rolle füllen nun andere aus: One-Click-Hoster wie Rapidshare und Megaupload schießen wie Pilze aus dem Boden: DivShare, hot share, uploaded.to oder mediafire wollen auch etwas vom Kuchen und dieser Kuchen ist groß. Rapidshare (Alexa #13) hat eine 140 Gigabit/s Anbindung und 3,5 Petabytes Speicherkapazität, die Anbindung und der Speicher von Megaupload (Alexa #15) dürfte in ähnlichen Dimensionen liegen. Das Schöne/Ärgerliche? an diesen Diensten ist: Sie sind dank des Digital Millenium Copyright Acts und der Safe Harbor Provision absolut legal und werden von den Usern sehr gut angenommen, obwohl der Download von einer dieser Seiten oftmals ein Abenteuer ist (Werbung ohne Ende, Wartezeiten, kein einheitliches Format).

Die Beliebtheit der Dienste hat sicherlich damit zu tun, dass man sich nicht registrieren muss um Dateien hochzuladen und dass die Anbieter kein Portal zur Verfügung stellen. Jeder ist selbst dafür verantwortlich, dass seine Uploads gesehen werden (ansonsten werden sie gelöscht). Das animiert die User dazu die Dateien massiv über Blogs, Foren oder Emails zu bewerben und macht so die Anbieter noch populärer.

Katz und Maus

Für die Medienindustrie ist dieser Zustand natürlich ein Albtraum, denn das kontrollieren der One-Click-Hoster mit dem anschließenden Versand von Take-Down-Notices gestaltet sich noch schwieriger als die Kontrolle von YouTube und Co. Doch als ob dies noch nicht genug ist, zeichnen sich verschiedene symbiotische Beziehungen ab, die das Problem noch verschärfen. Es entstehen immer mehr Link-Listing-Seiten, die Inhalte von One-Click-Hostern, Stage6 und sonstigen Servern zusammenfassen und gruppiert darstellen.

Die perfekte Symbiose leben Xovie.us und uploaded.to vor. Von Rush Hour 3 bis zu Musik findet man auf Xovie.us Links zu so ziemlich allem. Die dazugehörigen Dateien sind alle bei Uploaded.to gehostet.

Auch link.io aggregiert die One-Click-Hoster. Joox und Videostored zeigen was man auf Stage6 so alles findet. TV-Links, Eyebum, Peekvid und TV Video zeihen sich die FLV-Files von Veoh bis YouTube und verwalten so ein beträchtliches Archiv.

Peekvid wurde übrigens gerade von der MPAA wegen dem setzen von Links verklagt, wie der Fall ausgeht ist noch nicht klar, aber auch hier ist es wohl nicht so einfach die Anbieter zu stoppen – ganz davon abgesehen, dass so eine Seite schnell unter einer anderen Domain neu aufgesetzt ist.

Man hat also zwei für sich genommen einigermaßen legale Angebote, die jedoch in der Kombination enorme Probleme für die Rechteinhaber darstellen. Da wünscht man sich doch die klaren Fronten der P2P-Zeit zurück, wo man die „Täter“ noch so schön am Traffic erkennen konnte. Das alles ist nun nicht mehr Möglich und auch für den User ist es sehr schwer zu erkennen, dass es sich um etwas Verbotenes handelt. Wenn man, wie auf Stage6, Videos in guter Qualität, in Deutsch und oftmals noch vor dem Sendetermin in Deutschland findet, kann man durchaus annehmen es handelt sich um Marketing der Sender, ganz davon abgesehen, dass die Videos ja auch in jeder X-Beliebigen Seiten embedded werden können.

Das Zeitfenster schließt sich

Die Beispiele zeigen recht deutlich, dass das rechtliche Vorgehen gegen illegale (Film-)Downloads an seine Grenzen stößt. Konnte man mit Kampagnen gegen Tauschbörsen noch etwas Unrechtsbewusstsein induzieren, wird dies bei den Web-Anbietern sicherlich nicht gelingen. Es werden in Zukunft eher noch mehr One-Click-Hoster und Link-Listings ans Netz gehen.

Das heißt es bleibt nur, eine vernünftige Alternative zu diesen Diensten zu etablieren und dieser Schritt beginnt mit der Aufgabe der territorialen Rechtevergabe im Internet. Es nützt nur illegalen Anbietern, wenn selbst Bezahl-Angebote auf diesen Grenzen bestehen und so eine legaler Erwerb nicht möglich ist.

Stage6 ist in meinen Augen ein sehr gelungenes Beispiel, wie hochwertige Inhalte in guter Qualität im Internet dargestellt und vertrieben werden können. Das ideale Angebot hätte folglich die Download-Geschwindigkeit und Qualität von Stage6, die Angebotsfülle der Listing-Sites, einen VeohTV Client und die Zahlungsabwicklung von Amazon bzw. wäre es Werbefinanziert.


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