Mit Kurzfilmen im Internet Geld verdienen.

Letzte Woche war ich auf dem Podium Video 2.0 – Clip Entertainment auf YouTube & Co. (Foto 1 und Foto 2; der Zweite von links). Es ging primär darum Kurzfilmern einen Einblick in die neuen Entwicklungen zu geben. Leider war die Veranstaltung viel zu Kurz um ins Detail zu gehen, weshalb ich die Details nun nachliefere.

Der Fokus der letzten Monate hier im Blog lag meist bei den Aggregatoren und Dienstleistern und es wurde weniger der direkten Bezug zu den Filmemachern hergestellt. Das liegt zum Großteil daran, dass es im momentanen Stadium noch keine klaren Strukturen für „klassische“ Filmemacher gibt. Weshalb die Vermarktung eines Kurzfilms im Internet immer auch ein Experiment darstellt, das schief gehen kann.

Konkurrenz und Probleme

Die meisten Filme, die ich auf dem Festival gesehen habe, hätten es im Internet sehr schwer. Das liegt ganz einfach daran, dass es eine unglaubliche Konkurrenzsituation gibt. Es wird um Aufmerksamkeit, Zeit und Geld konkurriert und das ganze Global. Kurzfilme haben dabei entscheidende Nachteile: Es gibt im Normalfall keine Serialität und sie sind auch nicht an das Medium Internet angepasst.

Seit Plattformen, wie Revver oder Metacafe Produzenten finanziell entlohnen, haben sich ähnlich wie die Made-for-Adsense Angebote Made-for-Advertising/Revenue-Videos entwickelt.
Es gibt eine Reihe von Produzenten, die sich genau auf die Portale spezialisiert haben und darüber versuchen Umsätze zu generieren. Die Filme aus dieser Szene sind meist sehr einfach produziert und haben entweder einen aktuellen Bezug (WM, GooTube, …) oder sprechen ein Thema an, das auf den Portalen immer zieht (Missgeschick, Stunts oder Erotik). Hinzu kommt, dass diese Produzenten oftmals serial produzieren und sich darüber sowie ihre Blogs einen festen Kern von Zuschauern erarbeiten.

Neben der Konkurrenz durch die Made-for-Revenue Produzenten muss jeder Kurzfilm natürlich auch mit etablierten Shows im Internet konkurrieren und da geht die Bandbreite von Ehrensenf, Rocketboom über Lonelygirl15 bis hin zu Ask a Ninja und Rob Vegas. Deshalb ist es enorm wichtig sich die richtige Plattform und die richtige Strategie zurecht zulegen.

Leroy räumt auf ist ein wunderbarer Kurzfilm über den ich bereits vor knapp einem Jahr berichtet hab. Der Film hat in der Blogosphere eine recht ansehliche Aufmerksamkeit erhalten und der Ansturm auf die Downloadversion war so groß, dass sich die Macher zusätzliche Partner suchen mussten. Auf YouTube und Google Video wurde der Film jedoch bis jetzt nur ca. 3000 mal aufgerufen. Hinzu kommt, dass die durchschnittliche Verweildauer der User pro Seite auf diesen Portalen bei ca. zwei Minuten liegt. Ich gehe deshalb davon aus, dass maximal 15% der angezeigten Besucher den Film auch zu Ende gesehen haben. Deshalb stellt sich natürlich die Frage sind YouTube oder Google Video überhaupt die richtigen Plattformen für Kurzfilme?

Außerdem bleibt zu beachten, dass es zwar mannigfaltige Möglichkeiten gibt Geld zu verdienen, jedoch die Kurven in der Regel sehr steil abfallend sind. Das heißt es gibt immer leuchtende Beispiele für Topverdiener, wie die Jungs von Eepybird, die mit ihren billigen Videos weit über $50 000 verdient haben, aber dann höhrt es auch ganz schnell auf. Bei Metacafe hat der Topverdiener $24 000 mit seinen Videos eingenommen, die #10 nur noch knapp $4 000 und ich nehme an die #100 liegt irgendwo bei $10. Solange man nicht das seltene Glück hat einen Viral-Hit zu landen oder eine starke Fanbasis hat, ist es sehr schwer mit Kurzfilmen auf diesen Angeboten Geld zu verdienen.

Tipps zur Vermarktung

Wie bereits angeklungen lässt es sich im Internet leichter mit speziell für das Medium geschaffenen Filmen Geld verdienen. Deshalb gliedert sich dieser Abschnitt in die zwei Bereiche Internetvideos und Kurzfilme.

Internetvideos

Wird ein Videoblog oder eine Internet-TV Show angestrebt gelten, die von mir vorgestellten Geschäftsmodelle für Videoblogs immer noch. Vielleicht mit der einen Ergänzung, dass es mittlerweile auch Modelle gibt, bei denen die Videohoster die Produzenten featuren und unterstützen.

Produziert man einzelne Clips oder Videos gibt es bei Revver und Blip.TV die Möglichkeit Werbung am Ende des Videos zu zeigen und dann einen Anteil an den erzielten Werbeumsätzen zu erhalten.
Metacafe bezahlt dem Produzenten für 20 000 Views $100 und für jede weiteren 1000 fünf Dollar.
Current.TV syndiziert Videos an Yahoo! und überweist dem Produzenten dafür $100. Zwischen $500-1000 gibt es, wenn das Video in den Kabel-Kanal von Current eingespeist wird.

Bessere Möglichkeiten ergeben sich indem der Produzent spezielle Videos für Turnhere (einer Seite, die Videos von lokalen Restaurants und Hotels zeigt) oder ExpertVillage (einer Seite mit Anleitungen und Erklärungen) produziert. Dabei kann man zwischen zwischen $200 und $1000 pro Video verdienen.

Kurzfilme

Nehmen wir jedoch an es gibt bereits einen Kurzfilm oder noch besser ein Kurzfilm befindet sich gerade in der Produktion. Der Produzent will den Film nicht an das Internet anpassen, das Internet jedoch dazu nutzen um Aufmerksamkeit und im Idealfall auch Umsätze zu erzeugen. In diesem Fall würde ich zu folgendem Vorgehen raten. Die klassische Vorgehensweise (Festivals, Distributionsvereinbarungen, Syndikation usw.), die parallel dazu verfolgt werden kann, habe ich mal außen vor gelassen.

  1. Der Versuch Geld über das Atomfilm Studio oder das Have Money will Vlog Programm zu beschaffen.
  2. Auf der Produzentenhomepage bzw. der Projekthomepage ein Blog mit einem Produktionstagebuch starten.
  3. Für die Videos des Produktionstagebuchs einen geeigneten Videohoster aussuchen, der ins Profil passt. Das geht am einfachsten indem man sich die Toplisten der verschiedenen Anbieter durchschaut. Dabei bekommt man ein Gefühl dafür, was für Inhalte auf dem jeweiligen Portal laufen und was für ein Publikum der Videohoster hat.
    Unter Umständen kann ein kleinerer Videohoster aufgrund der geringeren Konkurrenz mehr Views generieren, als ein Großer. Wem die Qualität wichtig ist sollte sich vielleicht mal Veoh ansehen, die kein Uploadlimit haben und auch HD-Qualität gerne nehmen.
  4. So früh wie möglich eine Community rund um den Kurzfilm schaffen, indem man z.B. über Produktionstechniken und Erfahrungen fundiert berichtet oder kurze unterhaltsame Clips produziert.
  5. Von außen Traffic auf die Videos bei den Videohostern leiten. Dass ein Video nur durch das reine Hochladen zum Videohoster eine Eigendynamik entwickelt, ist sehr selten und äußerst unwahrscheinlich. Viel häufiger erhält ein Video außerhalb der Videohoster Aufmerksamkeit von Bloggern oder über Email-Weiterleitungen und erst wenn eine gewisse Grenze erreicht ist (z.B. schafft es das Video in ein Ranking) entwickelt sich auch innerhalb der Plattform eine Dynamik.
  6. Von den großen Lernen, indem man MySpace, YouTube usw. als Promotionplattform einsetzt. Das heißt jedoch nicht den ganzen Film hochladen sondern nur ein oder zwei besonders geeignetet kurze Ausschnitte zusammen mit der entsprechenden URL wo der Film ganz zu sehen ist. In manchen Fällen übernimmt diese Verbreitung auch die Community, was um einiges eleganter ist.
  7. Das fertige Produkt verfügbar machen. Brightcove eignet sich gut, wenn nicht nur ein Film existiert sondern der Produzent eine Bibliothek anbieten kann. Mithilfe von Brightcove kann man vom bezahlten oder werbefinanzierten Video-on-Demand-Service bis hin zum Downloadstore alles realisieren ohne sich um die technischen Details kümmern zu müssen.
    Eine andere interessante Möglichkeit ist es Kurzfilme als On-Demand-DVD anbzubieten. Amazon bietet mit Customflix einen solchen Service an. Costumflix produziert die DVDs nach dem Bestelleingang bei Amazon und der Produzent erhält 35% des Verkaufspreises. Indieflix arbeitet ähnlich. Bei beiden gibt es keine Fix-Kosten oder Mindestbestellmengen.
  8. Die Werbetrommel rühren. Dafür gibt es Spezialisten, die viel besser wissen, wie man die Mund-zu-Mund-Propaganda fördert oder die Journalisten auf Trab bringt. Prinzipiell lohnt es sich jedoch immer entsprechende Nischen-Blogs für das Genre anzuschreiben z.B. Motionographer für 2D/3D-Animationen oder ColdHardFlash für Flash-Animationen.
  9. Merchandising? Spreadshirt

Ruhm und Ehre

Die Betrachtungen hier sind sicher aus einer sehr ökonomischen Richtung und vielleicht freut sich so mancher Produzenten, wenn er statt den 100 Leuten auf Festivals 5000 auf YouTube erreicht. Aus dieser Aufmerksamkeit können sich durchaus Aufträge für den Produzenten ergeben, keine Frage. Genau dieses Element versucht Bitfilm mit dem Bitfilm Club zu institutionalisieren.

Aber auch für diese Produzenten gilt: Es ist nicht damit getan einen Kurzfilm bei YouTube hochzuladen und fertig. Zum Einen sind die 5000 Zuschauer bei näherer Betrachtung vielleicht nur noch 500 und zum Anderen muss man selbst um diese 5000 Zuschauer auf YouTube mittlerweile kämpfen.

Eine tabellarische Übersicht der Verdienstmöglichkeiten für Produzenten im Internet hat Scott Kirsner zusammen gestellt.

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