Legale Filmdownloads mit BitTorrent?

Die Filmindustrie entdeckt gerade, dass Peer-to-Peer (P2P) Netzwerke für Filmdownloads bestens geeignet sind. Dabei werden die Filmdateien direkt von Kunde zu Kunde verteilt und eine zentraler Server wird überflüssig. Das spart sowohl Traffic als auch Serverhardware und die Anbieter müssen nur noch ein geeignetes Digital Rights Management verweden und unter Umständen eine Peer-to-Peer Anwendung entwickeln.

Dieses Jahr gab es in dieser Richtung schon einige Ankündigungen: Zuerst Warner, die in Deutschland mit In2Movies ein Filmdownload-Angebot schaffen, das auf die GNAB P2P Software der Bertelsmann Tochter Arvato setzt. Und auch bei der zweiten Ankündigung ist Warner involviert. AOL (ein Teil von Warner) will in Amerika mit In2TV ein Angebot zum Download von TV Serien startet. Dazu verwendet auch In2TV P2P Technologie (welche ist mir noch nicht bekannt). Dabei ist AOLs maßgebliches Ziel die Netzbetreiber, die Auslieferungsgebühren (Quality of Service) für Filmdownloads wollen, zu umgehen. Werden die Dateien von Kunde zu Kunde weiter gereicht, haben die Netzbetreiber keine Handhabe gegen AOL. Ein weiterer Grund für die Wahl der P2P Technologie ist, dass AOL plant einen großteil der Serien in HD Qualität anzubieten und P2P gerade bei (extrem) großen Dateien einen höheren Datendurchsatz verspricht als herkömmliche zentrale Server.

Während im Hause Warner auf spezielle Software gesetzt wird, bedienen sich andere Anbieter „etablierter“ P2P Technologien. Vor allem BitTorrent bietet sich für die P2P Auslieferung von Filmdownloads an, weil es die Last geschickt verteilt und damit bei vielen Anfragen schneller und nicht langsamer wird. Nachdem der Gründer Bram Cohen $ 8,5 Millionen an venture Kapital für seine Firma BitTorrent gesammelt hatte, schaffte er letztes Jahr auch noch den Schulterschluss mit den Hollywoodstudios (der MPAA): er entfernt alle Links zu illegalen Filmdownloads von seiner Seite. Deshalb ist er mittlerweile ein gern gesehener Partner, wenn es um den P2P Vertrieb geht. Erste Gehversuche mit BitTorrent unternahm die BBC bereits im Jahr 2004. Nun ist sie soweit und testet ihr Konzept mit 5000 Kunden in Großbritannien. Doch nicht nur die BBC setzt auf BitTorrent, sondern auch NTL (ein Kabelbetreiber in GB). NTL will über BitTorrent Filme und Musikvideos verkaufen. Dazu startet nächsten Monat eine Probephase mit ca. 100 Haushalten. Um die Last von den Netzen der Internetprovider zu nehmen will NTL durch den Anbieter CacheLogic beliebte Dateien auf Servern zwischenspeichern.

Prinzipiell eignet sich eine Technologie wie BitTorrent bestens um Filme schnell und günstig zum Kunden zu übertragen. Entsprechend beliebt ist sie, wenn es um die Auslieferung von Fanfilmen, wie Star Wars: Revelations oder Star Wreck: In the Pirkinning, geht. Allerdings sind mit P2P Ansätzen immer auch Probleme verbunden:
Zum Einen haben die Musik- und Filmindustrie viel getan um P2P Angebote in ein schlechtes Licht zu rücken. Aus dieser Schmuddelecke müssen sie nun die P2P Angebote ersteinmal wieder heraus holen.
Zum Anderen muss den Kunden vermittelt werden, dass ihr Rechner und ihre Bandbreite dazu verwendet werden Filme an andere Kunden auszuliefern. Hier sollte besonders Gefühlvoll vorgegangen werden, denn sehr schnell kommt der Eindruck auf, dass der Kunde nur benutzt wird und durch P2P nochmals indirekt zur Kasse gebeten wird. Deshalb sollten entweder die Angebote entsprechend attraktiv sein (günstige Preise) oder die Kunden für das Bereitstellen ihrer Ressourcen entlohnt werden.


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