Digg und YouTube: Eine gefährliche Allianz.

Es sah für einen Moment so aus als ob YouTube sich von den Piraterievorwürfen und Problemen freischwimmen (kaufen) könnte. Zuerst wurden sogenannte Director Accounts eingefügt, dann die maximale Videolänge auf 10 Minuten und 100 MB begrenzt, die  Musikindustrie wohlwollend gestimmt und zu guter letzt ein Promotiondeal mit dem alten Widersacher NBC abgeschlossen.

Alles Entwicklungen, die YouTube eine Menge guter Presse bescherten und viele Marketingleute zum Nachdenken brachte wie und ob man nicht die 35 Millionen Video, die täglich gesehen werden, sowie die 12,6 Millionen monatlichen Besucher für sich nutzen könnte.
Doch es zeigt sich, dass im Prinzip die ganzen Bemühungen nur augenwischerei waren. Die Unmöglichkeit die 35 000 neuen Videos jeden Tag zu screenen führt dazu, dass es von Pornographie bis hin zu extremen Gewalttaten alle möglichen Videos auf YouTube zu sehen sind. Die Selbstreinigungskräfte („Flag as Inappropriate“) funktionieren bei diesen Videos nicht, da die Zuschauer meist gezielt nach solchen Inhalten suchen und kein Interesse an dem Verschwinden der Videos haben. Man stelle sich nur das Entsetzen großer Marken vor, wenn ihre Werbung vor einer Enthauptung läuft. Solange YouTube den Content nicht in den Griff bekommt wird es wohl keine direkte Werbung auf YouTube geben.

Doch das ist nur das eine Problem. Das andere ist die Piraterie und hier kommt Digg (ein sozialer Newsaggregator) ins Spiel. Aus der technikaffinen Tradition heraus haben es Verweise auf illegale Inhalte in Digg sehr leicht prominent plaziert zu werden. Das Prinzip ist immer dasselbe: Jemand macht sich die Mühe und wird Aggregator indem er Links zu Serien oder Filmen auf YouTube sammelt, dann publiziert er die Story auf Digg. Die Story wird von den Digg-Usern auf die Vorderseite gewählt der Aggregator bekommt jede Menge Traffic ebenso wie die illegalen Inhalte auf YouTube. Nebenbei verdienen noch Digg und der Aggregator an der auf den Seiten geschalteten Werbung.

Die Filmindustrie mag ja bisher noch die Füße still gehalten haben, weil unter den Millionen Videos auf YouTube geklaute Filme wie Herr der Ringe, City of God oder X-Men und Serien wie Lost, Star Trek und Sex and the City etwas untergegangen sind. Aber durch die Aggregatoren und Digg ist der Zugriff auf diese Inhalte um ein Vielfaches einfacher und populärer geworden. YouTube scheint auf die Copyrightverletzungen nicht von sich aus zu reagieren: 18 Studen nach der Veröffentlichung der Links in Digg sind die Inhalte immer noch zugänglich und ich denke nicht, dass YouTube erst einen DMCA-Letter braucht um zu wissen, dass „Herr der Ringe“ nicht vom Copyrightinhaber hochgelanden wurde. So ein Vorgehen führt nicht gerade zum Vertrauen der Filmindustrie.
Bisher hat die Film- und Fernsehindustrie auf entsprechende Copyrightverletzungen nur mit Aufforderungen an YouTube zum Entfernen der Inhalte reagiert. Doch sollten sich die Vorfälle weiter häufen – allein in den letzten drei Tagen gab es drei solcher populären Listen bei Digg – werden sie wohl nicht mehr so wohlwollend reagieren. Die Pornoindustrie macht es vor und verklagt Veoh (einen anderen Videohoster) auf Schadensersatz.

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