VideoDB, damit jedes Video einen Namen hat.

Der Sammeltrieb des Menschen füllt ganze Festplatten. So haben sich bei mir über 1000 Videos aus dem Internet auf der Platte angesammelt, obwohl die meisten davon nach dem ersten Mal nie wieder gesehen wurden. Dass ich nicht allein mit dem Sammeln bin, zeigen mittlerweile über 100 000 Aufrufe der Anleitung zum Speichern von Flash-Videos und natürlich Dienste wie 2Video, Tubefetch oder Keepvid, die alle helfen Videos zu speichern.

Komische Dateinamen

Ein kleines Problem hat man jedoch mit den gespeicherten Videos: die Namen sind komische Zeichenfolgen und auch in den Metadaten herrscht gähnende Leere. Nach längerer Zeit die Quelle eines Videos zu ermitteln ist es quasi unmöglich, es sein denn die Adresse wird im Video eingeblendet. Beim Betrachten der Videos fehlen trotzdem oftmals so elementare Informationen wie Produzent oder Titel, weil diese nicht ins Video eingefügt wurden.

Metadaten in FLV-Dateien

Für CDs die oftmals auch ohne Beschriftung, Booklet oder sonstige Informationen verteilt werden, wurde für dieses Problem eine elegante Lösung gefunden: Die CDDB (mittlerweile Teil von Gracenote). In der CDDB werden alle notwendigen Informationen zu einem Album (Titel, Interpret, Tracknamen, Länge …) hinterlegt. Diese Daten können falls sie für eine neue CD nicht vorhanden sind von Usern an die CDDB übermittelt werden, so dass der nächste User mit dieser CD die Daten abfragen kann.

Die VideoDB

In die VideoDB werden der Name, Informationen und Rechteinhaber von Videos eingepflegt. Diese Informationen werden dann mithilfe von eindeutigen IDs (oder Hash-Werten/“Fingerabdrücken“) mit den Speicherorten und der Länge des Videos verknüpft, so weiß die Datenbank genau bei welchen Videohostern das entsprechende Video in welcher Ausführung gelistet ist. Zu meinem Quality Test Video würde der Basiseintrag in etwa wie folgt aussehen:

Name: Quality Test, Information: Ein Test der Qualität verschiedener Hoster. Rechteinhaber: Bertram Gugel (ID XY001) Orte: Sevenload- ID SEV0001 (0:31m), MyVideo ID MyV0001 (0:31m), Clipfish: ID Cli0001 (0:31m)… und eben die anderen 50 Hoster.

Jeder Hoster muss anschließend seine ID in den Metadaten oder im Dateinamen der Datei hinterlegen, so dass jeder Player mit einer entsprechenden Schnittstelle zur VideoDB von dort die zugeordneten Daten anhand der ID abfragen kann.

Die größte Herausforderung ist natürlich die Verbindung zwischen dem richtigen Namen und dem Speicherort herzustellen. Dieser Vorgang kann mithilfe von moderner Filter-/Analysesoftware sicherlich teilweise automatisiert werden aber ich denke in den meisten Fällen muss noch einmal Hand angelegt werden. Der ganze Aufwand dient natürlich nicht nur dazu Videos beim Abspiel einen Namen zu geben sondern die VideoDB hat noch eine viel wichtigere und umfassendere Aufgabe.

Chance für die Rechteinhaber

Prinzipiell wird es für die meisten Rechteinhaber Sinn machen ihre Inhalte nicht mehr nach exklusiven Gesichtspunkten zu vermarkten sondern in einem Go Wide Ansatz so viele und so breit gefächerte Distributionswege wie nur möglich aufzutun. Mit diesem Ansatz werden die Inhalte im ganze Netz und darüber hinaus verteilt werden. Allerdings ergibt sich daraus ein kleines Problem: Die Kosten für die Verhandlung von Content-Deals werden in den meisten Fällen die Erlöse um ein vielfaches Übersteigen. An dieser Stelle kommt das Antisoziale im Web 2.0 in Form der VideoDB ins Spiel. Anstatt persönlich oder über ein Interface Konditionen auszuhandeln, werden diese Konditionen direkt in der VideoDB in Form von Lizenzen hinterlegt. Jeder Videohoster, jede Webseite, jedes Blog und jeder Player, der das Video abspielt ist an diese Konditionen gebunden.

Folgende Lizenzen/Konditionen könnten z.B. für einen Film wie Mission Impossible hinterlegt sein:

  1. Alle Videos bis zu 5% der Gesamtlänge des Films sind Promotion und frei verfügbar (außer aufeinander folgende Teile)
  2. Videos zwischen 5%-15% der Gesamtlänge müssen mit einer Werbung vom Server XY sowie einem Link zur DVD oder VoD Seite verbunden werden.
  3. Videos zwischen 15%-30% der Gesamtlänge des Films müssen mit zwei Werbeblöcken vom Server XY sowie einem Link zur DVD oder VoD Seite verbunden werden.
  4. Bei Videos zwischen 30%-60% der Gesamtlänge werden pro Abspiel 50 Cent an den Rechteinhaber fällig.
  5. Ab 60% muss ein DRM implementiert sein und pro Abspiel ist ein Euro an den Rechteinhaber abzuführen.

Für Internetvideos ergeben sich natürlich andere Konditionen aber im Prinzip ist die Richtung hoffentlich klar. Mit einer simplen Abfrage kann jeder Hoster/Webseitenbetreiber klären wie er das Video präsentieren muss, ob er es abspielen darf und wenn ja ob und wie eine Bezahlung zu erfolgen hat. Dieses Vorgehen eliminiert enorme Verhandlungskosten, ich will gar nicht wissen wieviel die verschiedenen VoD-Plattformen für Anwälte und Verträge ausgegeben haben um ihre mageren Archive zu füllen. Neben den geringeren Verhandlungskosten stellt eine VideoDB natürlich sicher, dass eine Vergütung für jedes Abspiel stattfindet, was zu einer entspannten Situation für die Rechteinhaber führt, da es ihnen egal sein kann von wo die Erlöse kommen. Wichtig ist bei einer solchen Lösung nur, dass sie weitläufig Implementiert wird. Das heißt sie muss sowohl auf den verschiedenen Videoplattformen als auch in den verschiedensten Playern offline wie online implementiert werden.

Nebenbei würde die VideoDB auch noch recht banal erscheinende Probleme lösen. Bei YouTube und auch anderen Plattformen werden oftmals im großen Stil Public-Domain-Inhalte aus vorauseilendem Gehorsam (der natürlich nicht angebracht ist) und Unwissenheit gelöscht. Es ist für den einzelnen Betrachter oftmals schwer festzustellen ob ein Inhalt Public Domain ist oder nicht, die VideoDB würde auch in diesem Fall Klarheit schaffen und das Löschen verhindern.

Dezentral oder Zentral

Es mutet schon Ironisch an, dass um einen Service zu ermöglichen, der die Wertschöpfung an den Rändern voran bringt, man ein Zentralen Server braucht. Doch so Zentral muss diese Datenbank gar nicht sein. Die oben aufgeführten Strukturen dienen lediglich der Anschaulichkeit. Bei der Realisierung wäre wohl ein Modell, das sich am Domain Name System orientiert erfolgversprechender. Jeder Videohoster könnte seine eigene DB betreiben und diese über eine standardisierte Schnittstelle mit den anderen Hostern abgleichen.

Weitere Anwendungen

Die aufgezeigten Anwendungen sind natürlich nicht das Ende der Möglichkeiten einer VideoDB. Es gibt noch eine Vielzahl weiterer sinnvoller Anwendungen. So könnten in der DB die Adressen zu den Quelldateien hinterlegt sein, so dass jeder diese Speicher kann (wäre ja nicht problematisch, da Lizenzinfos in der Datei sind). Oder die Datenbank stellt eine standardisierte API für Aggregatoren zur Verfügung mit deren Hilfe neue Anwendungen erstellt werden …

Elementar für den Erfolg wird jedoch sein, dass sich Videohoster, Rechteinhaber und Softwarehersteller zusammenraufen und einen offenen Standard für die Übertragung der Informationen und Lizenzen festlegen, damit ein großflächiger Austausch möglich ist.


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