Medientreffpunkt, Glaubwürdigkeit und Plattformen fürs Fernsehen.

Das diesjährige Thema das Medientreffpunkts Mitteldeutschland war „Rechnen mit Glaubwürdigkeit“. Getreu diesem Motto waren sich auch alle Vertreter des Podiums zum Thema Fernsehbilder fürs Internet einig, dass der entscheidende Vorteil aller Vertreter (ARD, ZDF, Reuters) die Marke und somit die Glaubwürdigkeit und die damit einhergehende Authentizität ist.

Interessant waren die Ausführungen der Öffentlich Rechtlichen Vertreter Herr Bartz (HR) und Herr Kleinknecht (ZDF). Beide waren sich mehr oder weniger einig, dass ihre Kernzielgruppe keine Videos im Internet erwartet und sie im Internet hauptsächlich ein neues (jüngeres) Publikum ansprechen. Zwar würden sie programmbegleitende Inhalte bieten, aber eine eins zu eins Übersetzung mache natürlich keinen Sinn. „Alles was wir tun korrespondiert mit dem Programm muss aber auch für sich stehen.“

Am besten funktionierten deshalb im Internet Inhalte, die aktuell und authentisch sind, sowie eine internetspezifische persönliche Betroffenheit hervorrufen. Frei nach dem Motto: Wenn man im Internet einen Mehrwert bietet kann man neue Zuschauer gewinnen.

Nur versteckt kam zur Sprache, dass das ZDF zwar 50% des Programms online verfügbar machen will (aktuell 25-30%), es dies jedoch nur für sieben Tage tut. Danach gehen die Rechte an die DVD-Auswertung und die Sendungen sind nicht mehr verfügbar. Ein Internet-Fernseh-Archiv, wie man es von der BBC oder dem Institut National de l’Audiovisuel kennt, wird es somit in Deutschland nicht geben. Auch Experimente mit speziellen Internetshows wurden vorerst ausgeschlossen.

Genauso wie die Öffentlich Rechtlichen setzt auch Reuters auf die Marke und die Authentizität, allerdings will man in Deutschland nicht ins Endkundegeschäft einsteigen sondern weiterhin, von der steigenden Bewegtbildnachfrage fürs Internet bei Verlagen, TV-Sendern und Radiostationen profitieren. Dies ist auch der Grund, weshalb es in Deutschland für kleine Publisher nicht die Möglichkeit gibt Reuters-Inhalte über Brightcove zu beziehen. Diese Möglichkeit wird es wohl auf absehbare Zeit auch nicht geben.

Leider wurde nicht beantwortet, was passiert wenn die alte Glaubwürdigkeit der Marken auf eine neue Glaubwürdigkeit in Form der digitalen Reputation trifft. Wem glaubt der Benutzer/Zuschauer mehr? Reuters/ZDF/ARD oder einem betroffenen Blogger/Benutzer?

Fernsehen auf Plattformen der Zukunft

Um eine andere Form der Glaubwürdigkeit ging es auf dem Podium „Fernsehen auf Plattformen der Zukunft„. Dort ging es um die Glaubwürdigkeit der Angebote von Telekommunikationsunternehmen, Statelliten- und Kabelnetzbertreibern und wie diese sich durch digitale Angebote verändern werden.

Anders als Herr Rinnert von Mobiles Fernsehen Deutschland haben die Plattformbetreiber auf diesem Podium (Kabel, T.Com, Arcor) nicht erklärt wie sie sich ihr Plattformgeschäft vorstellen und ob es in Zukunft Abweichungen von den bekannten Modellen geben wird. Beim Mobilen Fernsehen, das mehr umfasst als Handy-TV, will der Plattformberteiber an jeder Transaktion bzw. jedem erreichten Konsumenten beteiligt werden. Das heißt die Plattform wird vom Bertreiber auf eigene Kosten ausgebaut und refinaziert sich dann über Anteile an den Paketgebühren oder Übertragungsgebühren.

Das klassische Plattformmodell beim Fernsehen sieht entweder vor, dass der Konsument und die Sender (Kabel) oder nur die Sender (Satellit, Terrestrik) für die Distribution des Signals zur Kasse gebeten werden. Nun wäre es natürlich sehr interessant gewesen zu sehen ob die Einführung neuer Plattformen (digitales Kabel, DVB-T, IPTV und digitale Satellitenübertragung) an dieser Logik etwas ändert und ob zum Beispiel die over-the-top Distribution (also über das freie Internet) eine Bedrohung für diese Plattformen darstellt.

Die Bemühungen der Redner waren jedoch hauptsächlich auf den Konsumenten gerichtet. Die Konsumenten sollen über den erhofften Pay-TV Durchbruch in Deutschland den Plattformbertreibern zu einem guten Geschäft verhelfen. So war das Pay-TV zusammen mit den geplanten IPTV-Ausbaustufen von Arcor und der T-Com auch das bestimmende Thema der Diskussion.

Zum Glück konnte Herr Weinek vom History Channel die Ausführungen der Plattformbertreiber etwas relativieren, in dem er die moderatere Sichtweise der Programmanbieter vertrat. Bisher konnte noch keine Plattform die versprochenen Unmengen an zahlenden Kunden leifern und somit ist es aus Programmanbieter-Sicht am besten auf allen Plattformen präsent zu sein.

Zu guter Letzt ging es dann um den Verdrängungswettbewerb der Plattformen. Am meisten – so scheint es auf den ersten Blick – haben die Kabelnetz- und die Satellitenbertreiber zu verlieren. Allerdings nur so lange bis man die Marktzahlen der Branchen vergleicht. Herr Heublein (Deutscher Kabelverband) bezifferte den Kabelmarkt auf ein drei Mrd. Euro Geschäft im Jahr. Der Telekommunikationsmarkt, in den die Kabelunternehmen zunehnehmend mit ihren Triple-Play-Angeboten vorstoßen, habe hingegen ein Volumen von 30 Mrd. Euro. So wird klar, dass es bei den IPTV-Angeboten der Telcos nicht nur darum geht das Portfolio abzurunden, was immer wieder von Herrn Gerhardt (Arcor) angeführt wurde. Es geht viel mehr darum die Abwanderungsrate zu senken und Bestandskunden zu halten um die kapitalintensive Neuakquise zu vermeiden.

Da bleibt zum Abschluss nur noch festzuhalten, dass gerade das Marketing der Telcos in Bezug auf IPTV massiv von Herrn Weinek kritisiert wurde. Lachenden Menschen mit einer Fernbedienung und der Aussage: Hurra es kommt das neue Fernsehen führen nur dazu, dass „kein Mensch weiß, was er bekommt.“


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