Eine neue Werbeform für Internetvideos

Nachdem ich bereist ein erstes Werbemodell für Internetvideos dargelegt habe kommt nun der zweite Teil für den Top Head und den Long Tail der Internetvideos. Das Problem bei meinem Werbenetzwerkmodell ist, dass es wohl nur für Fat-Belly Videos und Produzenten gangbar ist. Für Amateure ist es zuviel Arbeit und die professionellen Anbieter profitieren davon nicht in ausreichendem Maße. Außerdem bleibt noch das Problem der immernoch vorhandenen Abneigung der Werbetreibenden für viele Arten der User Generated Videos.

Probleme existierender Werbeformen

Es stellt sich die Frage, warum man überhaupt ein neues Werbemodell braucht. Die CPMs für Pre-Rolls sind so hoch wie nie, YouTube wurde von Google gekauft und Post-Rolls scheinen eine annehmbare Alternative. Doch diese Werbeformen werden den Videohostern nicht gerecht.
Das Problem bei Pre-Rolls ist, dass es nur einen Werbeplatz pro Video zu vergeben ist und die meisten Videohoster diesen Platz überhaupt nicht anbieten. Diese Entscheidung ist nachvollziehbar, denn es scheint mehr als wahrscheinlich, dass viele Nutzer die Plattform wechseln, wenn sie sich Pre-Rolls vor den Videos ansehen müssen.
Post-Rolls haben ganz andere Probleme. Zwar ist die Akzeptanz bei den Nutzern höher aber die Skepsis der Werbetreibenden ebenso. Deshalb kann Revver seine Post-Rolls nicht nach einem CPM (Cost per Million) sondern nur nach CPC (Cost per Click) abrechnen. Nimmt man den erfolgreichsten Fall der Post-Rolls (Eepybirds Mentos Videos) so haben die Produzenten $50 000 aus 3 557 793 Views generiert, das ist gerade einmal ein CPM von $14. Bei allen anderen Produzenten, die auf Revver setzen dürfte dieser Wert noch deutlich geringer ausfallen.

Die geringen CPMs, die die Videohoster momentan generieren sind mit ein Grund, warum die Rechteinhaber so zögerlich sind ihre Werke für die Videoplattformen zu lizenzieren. YouTube musste immerhin jedem der großen Musiklabels ca. $15 Mio in Anteilen bezahlen um sie mit ins Boot zu holen. Dieses Modell kann nicht für alle Rechteinhaber funktionieren, davor gehen YouTube (oder Googel) die Anteile aus. Viel einfacher würden die Gespräche hingegen laufen, wenn die Videohostern den Rechteinhabern einen hohen CPM von sagen wir zwischen 80-100 Euro garantieren könnten. Das Problem ist nur, wie generiert man diese Einnahmen?

Eine neue Werbeform

Um diese Einnahmen zu erzielen könnten die Videohoster auf eine neue Werbeform zurückgreifen, die ich hier vorstellen möchte. Die erste Idee dazu kam von Shai, die in ihre Videos eine Art interaktive Werbung eingebaut haben. Die Kampagne (Vorsicht: nicht bürotauglich und nur für Leser über 18 Jahre) war nicht sonderlich erfolgreich, aber wer kommt auch auf die Idee für Designermode mit einem Porno zu werben?

Shai interaktives Videos

Das Prinzip blieb allerdings hängen: Punkte über, die man währen des betrachtens des Videos fahren kann um Informationen zum Produkt das unter dem Punkt liegt zu bekommen – super! Dieser Ansatz muss nur noch etwas verfeinert und angepasst werden.

Ein wichtiger Faktor, der in den Erfolg einer solchen Werbeform einfließt ist das zunehmende Product-Placement. Heute erst hat Bussiness 2.0 einen alten Artikel über den Disruptor des Medienmarkts aufgewärmt. Es ist natürlich eine Firma, die das Product-Placement vereinfachen will. Product-Placement wird eines Themen schlechthin der nächsten Jahre sein.

Aber zurück zur neuen Werbeform. Um das Prinzip zu verdeutlichen und einen ersten Eindruck zu bekommen, habe ich ein Beispiel erstellt, ihm fehlen noch wichtige Funktionen aber man bekommt einen Eindruck:
Click Werbung im Video

Das Beispiel ist eine 30 Sekunden Product-Placement für Cisco in einer 24 Episode. Nimmt man die Handys, die schwarzen SUVs, die Rechner usw. dazu ist 24 ein Product-Placement-Paradies. Dieses Product-Placement kann man nun, indem man hergeht und eine XML-Datei erstellt, mit CPC-Werbung versehen. Natürlich beschränkt sich dieses Modell nicht nur auf Product-Placement viel mehr können alle relevanten Objekte im Video über die XML-Datei getaggt werden.

Die XML-Datei

Die XML-Datei enthält folgende Einträge:

  • den Rechteinhaber des Videos mit eindeutiger ID zur Abrechnung
  • den Videotitel mit eindeutiger ID
  • eine Kurzbeschreibung des Videos
  • den Videohoster mit eindeutiger ID. Er bekommt natürlich auch einen Anteil.
  • den Link zum Video
  • den Werbedienstleister
  • die Zeitverzögerung zwischen dem Original und dem speziellen Video das beim Hoster gesendet wird (z.B. fehlt bei Mitschnitten oftmals etwas am Anfang,
  • die Keywords/Tags zu denen die Werbung vom Dienstleiter eingeblendet werden soll.
  • die Zeitangaben, wann sie ein-/ausgeblendet werden soll.
  • die Koordinaten der Keywords, relativ zur Videogröße damit sie auch gültig bleiben, wenn das Video ein anderes Format hat.
  • die Darstellungsart der Keywords: im Beispiel gibt es einen „Dot“, der erst die Werbung anzeigt wenn man mit der Maus darüber fährt und einen „Square“, der immer vollständig angezeigt wird.
  • die berworbene Marke, des Product-Placements.

Ein Beispiel für solch eine XML-Datei



    Fox
    Cvss88
    
    XHG762
    24 Episode XY Season 4 die Zeit zwischen X und Y.
    dailymotion
    JJHAUZ
    Google AdSense
    http://www.dailymotion.com/video/xjoys_productplacement-in-24
    250


    
        350
        750
        DoS
        Denial of Sevice
        Cisco
        0.5:0.2
        square
        display
    
    
        250
        900
        hektik
        chaos
        konflikt
        
        0.1:0.8
        dot
        display
    


Die Speicherung dieser Daten in einer unabhängigen XML-Datei hat mehrere Vorteile. Der Rechteinhaber kann diese Datei jedem Videohoster anstatt eines DMCA-Letters zukommen lassen und an dem geklauten Video verdienen. Die Videohoster müssen in der XML-Datei nur minimale Änderungen vornehmen, damit sie die Werbung in das Video einbinden können. Des Weiteren hat eine solche Datei natürlich den Vorteil, dass sie sehr einfach von Suchmaschinen indizierbar ist und dadurch die Suchergebnisse für Videos enorm verbessert werden. Es ist sogar möglich direkt die Szene anzuspringen in der das gesuchte Schlagwort gefunden wurde.

Die Vorteile auf einen Bilck

  • Die Werbung stört den Betrachter nicht. Erst wenn der Betrachter mit der Maus über das Video fährt sieht er die Werbung.
  • Die Werbung ist relevant. Das Deepest-Taggin erlaubt es, dass nur in dieser Szene relevante Werbung eingeblendet wird.
  • Diese Werbeform erhöht den Traffic für Videos, indem es Suchmaschinen leichter gemacht wird relevante Videotreffer anzuzeigen.
  • Es wird die gesamte Videolänge ausgewertet. Je länger das Video ist desto mehr Inventar hat es und damit kann es einen umso höheren CPM erzielen.
  • Auch kleine und mittelständische Unternehmen können so einfach in Videos werben.
  • Da es sich um CPC-Anzeigen handelt, spielt der Kontext keine so große Rolle und es können auch schlechte User Generated Videos ausgewerted werden.
  • Diese Werbeform trifft den Trend hin zu mehr Product-Placement und schafft einen Mehrwert für die Unternehmen, die Product-Placement buchen.
  • Es ist sehr einfach für die Rechtinhaber an allen geklauten Videos zu verdienen.
  • Man muss keinen neuen Werbedienstleister aufbauen, sondern kann auf existierende zurückgreifen (Google AdSense, Yahoo! usw.)
  • Die Lösung ist Videohoster unabhängig.

Wer soll die Videos taggen?

Es ist keine Frage, dass das Taggen und erstellen der XML-Datei bei diese Werbeform ein schwieriges Unterfangen ist. Für den Big Head der Videos, also die Hits und die großen Produktionen dürfte es nicht weiter ins Gewicht fallen eine solche Datei zu erstellen. Ich wette sobald einer der großen Videohoster eine solche Lösung implementiert dauert es keine 30 Tage und es gibt erste Programme, die solch ein Datei für ein Video erstellen und spätestens nach einem Jahr können alle großen Schnittprogramme entsprechende XML-Dateien exportieren.

Bleibt also noch der Long Tail der Videos: Die vielen Homevideos mit denen der Produzent eigentlich gar nichts verdienen will. Für diese Fälle müsste es eine Community-Lösung geben. Sprich die Mitglieder eines Videohosters fangen an Videos zu Deep-Taggen und je nach Qualität und Anzahl der Tags erhalten die User einen Anteil an den Einnahmen. Für Bilder gibt es ein solches Tag-Programm bereits.

Was noch Fehlt / Probleme

Soweit klingt alles ganz gut, allerdings gibt es auch zwei nicht unerhebliche Probelme, die gelöst werden müssen um diese Werbeform umzusetzen. Die erste technische Hürde ist der XML-Parser, der dafür sorgt, dass die Werbung auch zu der genannten Zeit und an der bestimmten Position angezeigt wird, die in der XML-Datei spezifiziert wurde. In meinem Beispiel ist die Werbung statisch, das geht so natürlich nicht (höchstens für ein paar spezielle Formate). Alle Lösungen, die ich bis jetzt gesehen hab haben das Abspiel durch komische Reloads entscheidend beeinträchtigt es dürfte also eine schöne Herausforderung sein diesen Parser zu programmieren. Ich hab keine Ahnung ob man mit AJAX oder Flash eine entsprechende Lösung umsetzten kann.

Das andere Problem ist, dass man einen zentralen Clearing-Server benötigt (dazu auch die ganzen IDs in der XML-Datei). Dieser Dienst muss sicherstellen, dass z.B. nur Fox eine XML-Datei für 24 hochladen kann und eben nicht auch ein Dritter. Eine solche Stelle hat natürlich am Ende den Vorteil, dass sie genau weiß, wo welche Videos (legal) zu sehen sind. Aus diesem Wissen kann sie wunderbar einen tollen Programm-Guide für Internetvideos zusammenstellen.

Es gäbe noch viel zu diesem Konzept zu schreiben, für einen ersten Eindruck muss das jedoch genügen. Den größten Vorteil dieser Werbeform sehe ich zum Einen in ihrer Interoperabilität und zum Anderen darin, dass sie auf funktionierendes aufsetzt und sich dieser Dienste bedient.

Update

Sascha hat einen FLV-Player erstellt, den man mit einer externen Datei füttern kann, deren Text dann Zeitabhängig angezeigt wird. Er hat das ganze für Untertitel konzipiert, aber es fehlt nicht viel und man kann es für die hier dargestellte Werbung einsetzen. Die technische Umsetzbarkeit ist somit wohl gegeben.


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