Day-and-Date Release das Ende der Vertriebsfenster?

Die Kinobesitzer leben in Angst und Schrecken. Momentan tragen sie nur noch 15% zum Gesamtumsatz der großen Studios bei, die Besucherzahlen sind Rückläufig und die DVD soll weiter gestärkt werden. Kein Wunder also, dass der Vorsitzende der Kinovereinigung Kendrick Macdowell gleich das Ende der Kinos heraufbeschwört, wenn er die Äußerung von Disneys Vorsitzendem Bob Iger „We can’t put limits on movies when consumers don’t want limits“ höhrt. Die Versuchung ist groß die Vertriebsfenster zu verkürzen oder ganz abzuschaffen, denn die Studios könnten sich so die neuerlichen Marketingausgaben beim DVD-Start sparen und das langsamer werdende Wachstum bei den DVD-Verkäufen kompensieren.

Allerdings gibt es auch Probleme: Zum einen ist der Kinoerfolg ein gewichtiges Argument bei den Verhandlungen um die Free-TV Rechte. Zum anderen Funktioniert die Fensterverwertung immer noch gut. Und warum ein Budget im Bereich eines Harry Potters auf’s Spiel setzen? Sony und die anderen großen Studios bekennen sich deshalb vorerst zur  Fensterstrategie: „We’re confident that the existing window structure is the best economic model“

Während es bei den großen Studios noch einige Zeit dauern kann, beginnt bei den unabhängigen Produzenten am 27. Januar die neue Zeitrechnung. Mit Bubble kommt ein Steven Soderbergh Film in die Kinos, der nach der Day-and-Date Strategie vermarktet wird. Das heißt er wird am selben Tag im Bezahlfernsehen ausgestrahlt, auf DVD herausgebracht und im Kino gestartet. Die Strategie stammt von Mark Cuban und Todd Wagner, denen mit 2929 Entertainment (Produzent), Landmark (Kinokette), HDNet (Pay-TV) und Magnolia Home Entertainment (DVD-Label) alle Teile der Verwertungskette des Films gehören. Um den Film jedoch nicht nur in den 19 Landmark Kinos zu zeigen bietet Cuban anderen Kinos (16 Art House Kinos spielen ihn) ein Prozent der DVD Umsätzen an, wenn sie den Film spielen. Bei Landmark kann man den Film sofort nach dem Kinobesuch auf DVD mit nach Hause nehmen.

Auch IFC Entertainment kündigte an dieses Jahr 24 Filme als Day-and-Date Release herauszubringen. IFC Entertainment befindet sich in ähnlichen Verstrickungen wie 2929 Entertainment und besitzt über die Muttergesellschaft Rainbow Media einen Independent Pay-TV Kanal. Über diesen werden die Filme als Pay-per-View ($5,95) oder Abonnement ($6,95/Monat) angeboten.

Die Angst der Kinobetreiber vor den verschwindenden Verwertungsfenstern ist zwar verständlich, warum sie sich gerade Bubble als rotes Tuch ausgesucht haben umso weniger. Der Film hat nichts mit monströsen Produktionen, wie Ocean Eleven oder Ocean Twelve zu tun und wurde mit Laienschauspielern ohne Skript in 18 Tagen auf HD Kameras gedreht. Soderbergh selbst bezeichnet den Film als Experiment und als solches sollte er auch gerwertet werden. Die Independent Szene versucht auf einem Markt, in dem sie mit Fox Searchlight, Sony Classics und den ganzen anderen Independent Abteilungen der Großen konkurrieren muss, neue Wege zu finden ihre Filme zu refinanzieren. Dass es gerade für solche Filme interessant ist per Day-and-Date Release zu starten, liegt an den enorm beschränkten Spielsätten (35 für Bubble) für diese Filme. Mit der Day-and-Date Strategie kann der Film ab dem ersten Tag von jedem am bevorzugten Ort betrachtet werden.


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