YouTube ersetzt Megaupload & Kino.to

Es sieht so aus als ob YouTubes Strategie die Nutzer länger auf der eigenen Plattform zu halten aufgeht – allerdings in anderer Art und Weise als gedacht.

Angesichts der harten US-Linie und der vielfältigen Bemühungen Bittorrent und One-Click-Hoster aus dem Geschäft zu drängen brauchen die Nutzer neue Seiten um Filme und Serien zu sehen. Kino.to und Megaupload sowie die vielen anderen One-Click-Hoster, die geschlossen wurden, haben ein Vakuum hinterlassen, das gefüllt werden muss. Zwar profitieren wohl auch existierende werbefinanzierte und Bezahl-Services, doch konnte nur ein Bruchteil des Konsums aufgefangen werden. So verwundert es nicht, dass statt dessen von diesem Vakuum eine Plattform profitiert, die eigentlich gerade das eigene Image aufpolieren will: YouTube.

YouTubes Content-Policy

Die Google-Tochter wird nicht müde zu betonen alles in ihrer Macht stehende zu tun um illegale Uploads zu verhindern. So gibt es die Content ID, die technisch verhindern soll, dass geschützte Inhalte auf der Plattform veröffentlich werden.

Neben der technischen Kontrolle setzt YouTube auf eine Three-Strikes-Politik bezüglich Urheberrechtsverstößen, die Accounts nach drei Verstößen sperrt. Doch die Realität auf der Plattform zeigt wie fruchtlos die Bemühungen bisher sind.

Ganze Serien und Filme auf YouTube

Seit Jahren kann man ganze Serien auf YouTube sehen. Türkisch für Anfänger? Kein Problem. America’s got Talent? Na klar! Serien sind dabei nur der Anfang. Seit diesem Jahr schaffen es auch immer mehr aktuelle und alte Filme auf YouTube. Damit haben die Nutzer eine deutlich bequemere Alternative zu Kino.to und Megaupload gefunden. Denn einerseits verzichtet YouTube auf die unlauteren Werbepraktiken eines Kino.tos und andererseits stellt die Plattform genügend Bandbreite zur Verfügung, so dass auch Filme bequem und schnell komplett angesehen werden können.

Dachte ich Anfangs noch, dass es sich bei diesem Phänomen um eine kleine Anomalie auf YouTube handelt, muss ich nach näherer Betrachtung feststellen, dass es sich hier um einen massiven Trend handelt. Eine Suche nach DVDRIP oder BDRIP, die als Indizien für eine fragwürdige Kopie dienen können, fördert immerhin ca. 120.000 bzw. 6.620 Ergebnisse auf YouTube zutage. Untersucht man die Ergebnisse genauer findet man durchaus interessante und hochwertige Filme.

Hier eine kleine Auswahl, die ich auf die Schnelle zusammen gestellt habe. Sie reicht von aktuellen Kinofilmen aus 2011 wie Fright Night & The Mechanic bis hin zu Klassikern wie GodZilla aus 1998. Insgesamt habe ich 20 Filme analysiert, die über 18 Millionen Aufrufe auf sich vereinen können und alle (mit einer Ausnahme) in diesem Jahr hochgeladen wurden.

Es gibt natürlich deutlich mehr als diese kleine illustrative Auswahl. Auf YouTube haben sich eigene Release-Gruppen eingenistet, die zwar noch lange nicht die Professionalität der WAREZ-Szene haben aber auf dem Weg dorthin sind.


 

YouTube Filme als erstes Ergebnis in der Suche

Diese Beispiele zeigen, dass die Rechteinhaber aktiv werden müssen, wenn ihre Inhalte nicht gezeigt werden sollen. Senden sie keine DMCA-Takedown Notices zu illegalen Kopien finden sich ihre TV- und Film-Inhalte mit Sicherheit auf YouTube. Besonders interessant hierbei ist, dass YouTube nicht vom Downgrading in den Suchergebnissen betroffen ist, das Google einsetzt um Piratenseiten im Index zu bestrafen.

Es macht also großen Sinn die Inhalte auf YouTube zu veröffentlichen. Sie sind so einfach über die Google Suche zu findnen. Anstatt die Nutzer, die auf der Suche nach einem Film sind, auf eine abgewertete Piratenseite zu lenken prangt gleich als erster Sucheintrag z.B. für „Fright Night Full Movie“ der Hinweis auf den kompletten Film auf YouTube. Ein Klick auf das Ergebnis und der Nutzer kann den Film kostenlos und ohne Werbung in akzeptabler Qualität sehen.

Kino.to und MegaUpload wären neidisch um diese Promotion – waren doch beide Seiten noch nicht einmal bei Google indiziert. Vor diesem Hintergrund erscheint die Abwertung von Piratenseiten im Index wie ein Bauernopfer von Google. Das eigentliche Problem, das die eigene Plattform betrifft, wird gar nicht erst adressiert.

Eldorado für Nutzer

Konnte man bei Seiten wie Kino.to dem Nutzer noch unterstellen, dass er erkennen müsste, dass es sich hierbei um ein illegales Angebot handelt, trifft dies auf YouTube nicht mehr zu. Für den einzelnen Nutzer ist es unmöglich zu erkennen welche Filme legal und welche illegal auf der Plattform verfügbar sind. Vielleicht sind die Filme in der Liste ja die angekündigten neuen Filme für Google TV und Google Play ;) Hier hat Google ein massives Problem, das sie angehen müssen, wollen sie glaubhaft ihre Original-Programming-Strategie weiter verfolgen und als verlässlicher Partner in der Industrie dastehen.


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