Social TV Ausblick

Für das Blog zur Rundshow wurde ich gebeten einen kleinen Ausblick auf die Entwicklung von Social TV zu schreiben, dies ist das Ergebnis, das auch als Gastbeitrag bei der Rundshow erscheint.

Was können wir von der noch jungen Entwicklung Rund um Social TV erwarten und wie wird Social TV das Fernsehen verändern? Um diese Fragen zu beantworten muss zuerst geklärt werden, für was der Begriff Social TV steht. Fernsehen ist und war seit jeher ein soziales Medium. Fernsehen liefert Gesprächsstoff, ein Gemeinschaftserlebnis und zum Teil ein kollektives Gedächtnis – kurz es sorgt für einen Common Ground.

Social TV baut auf die soziale Komponente des Fernsehens auf und sorgt in vielen Fällen für einen effektiveren und schnelleren Austausch mit Fremden. Des Weiteren eröffnet Social TV neue Möglichkeiten, indem es die sozialen Interaktionen quantifizierbar und erweiterbar macht. Konkret umfasst Social TV drei Bereiche:

  1. Personalisierung des TV Programms. Nutzer teilen über soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook sowie Check-In Diensten wie Miso und GetGlue ihre Konsumgewohnheiten mit. Diese Daten werden anschließend zur Personalisierung des Programms eingesetzt.
  2. Interaktion mit und über TV-Inhalte. In sozialen Netzen oder innerhalb von SecondScreen Applikationen interagieren Nutzer mit dem Programm und weiterführenden Inhalten.
  3. Virtualisierung des sozialen Kontextes. Die Couch wird ins Internet verlagert, wo über Videokonferenzen Inhalte gemeinsam konsumiert werden oder Nutzer als Avatare gemeinsam Programme konsumieren.

Anhand dieser drei Vektoren wird sich Social TV weiterentwickeln und man kann schon jetzt sicher sagen: „We Ain’t Seen Nothing Yet“.

Personalisierung

Wenn heute bereits 68% der Frauen Facebook dem klassischen TV-Guide vorziehen, ist es nur noch eine Frage der Zeit bis aus einem Programm für alle ein personalisiertes Programm für jeden Einzelnen wird. Die Bereitschaft der Nutzer ihre Vorlieben und ihren TV-Konsum mit Apps und Social Networks zu teilen sorgt für eine breite Datenbasis als Grundlage für die Personalisierung des Programms. Die einzige Frage, die sich in Zukunft noch stellen wird ist wie tief die Personalisierung in das TV integriert wird. Ob bereits die TV-Sender personalisierte Streams ausliefern, die uU sogar im Bild und in der Story auf den einzelnen Nutzer eingehen, oder ob die Personalisierung in Discovery-Applikationen stattfinden wird, die die jeweils passenden Programme zusammen stellen und auf diese verweisen. Je weiter wir in die Zukunft schauen für umso realistischer halte ich das integrierte Modell.

Interaktivität

Twitter Nachrichten zum Tatort sind schon so relevant, dass Spiegel Online den Tatort live mit twittert. Trotzdem liegt die Interaktionsquote der TV-Zuschauer momentan noch deutlich unter 1% und wohl eher bei 0,1%.

Ein Wert der in naher Zukunft deutlich steigen dürfte. Zum einen nutzen über zwei Drittel der Smartphone und Tablet Besitzer in Deutschland die Geräte parallel zum Fernsehen als Secondscreen. Zum anderen beginnen die Sender gerade erst damit die Zuschauer auf die Interaktionsmöglichkeiten hinzuweisen, indem sie Twitter-Hashtags und andere Call-to-Actions ins Programm einbauen. Das beutetet in Zukunft werden wir kaum mehr ein populäres Programm sehen, dass keine speziellen Informationen für Parallel-Nutzer anbietet und so gut wie jedes Programm wird auf die eine oder andere Interaktion eingehen. Noch haben Applikationen wenig Bezug zum Programm und Interaktionen der Nutzer wenig Einfluss, doch in Zukunft werden Apps und Interaktionen immer mehr eine natürliche Erweiterung des Programms darstellen.

Virtualisierung

Heute ist der dritte Vektor, die digitale Couch, lediglich in Ansätzen erkennbar. Microsofts XBox Live Community, Google Hangouts, Facebook Listen with Friends zeigen erste Richtungen auf, wie Nutzer virtuell gemeinsam TV-Inhalte konsumieren könnten. Doch noch gibt es keinen Service der dieses Versprechen voll einlöst. Sowohl Facebook, Google, Microsoft als auch zig Startups arbeiten mit Hochdruck daran dieses Problem zu lösen, verspricht es doch Nutzer an die eigenen Services zu binden und die Nutzungszeit drastisch zu erhöhen. Zudem ist dieser Trend die logische Erweiterung der Personalisierung und Interaktion, denn wenn jeder Nutzer virtuell mit anderen gemeinsam konsumieren kann bietet auch eine individuelle Nutzung genügend Nährboden zur Interaktion.

Social TV Ausblick

Social TV wird dazu führen, dass TV-Programme auf neuen Wegen entdeckt werden. Mittels Empfehlungen von Freunden und auf Basis des Nutzerverhaltens werden verschiedenste Anbieter personalisierte Programme zusammen stellen, die sich aus den unterschiedlichsten Quellen speisen. Interaktivität wird zur Norm, wobei sich das Level von Sendung zu Sendung deutlich unterscheiden wird. Von der einfachen Zusatzinformation, die auf dem Tablet abgerufen wird, bis hin zur direkten Interaktion mit den TV-Akteuren über das Smartphone reicht die Bandbreite. Schließlich wird Social TV dem ondemand Konsum wieder einen sozialer Kontext verleihen indem sich ad-hoc Communities rund um Medieninhalte bilden und die Nutzer auf einer virtuellen Couch platz nehmen.


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