Tele Vision 01: Fernseher als Bildschirm

Der Fernseher wird zum Bildschirm. Das letzte Google TV Update ermöglicht Android Apps auf dem Fernseher. Zudem hat Steve Jobs Biographie die Gerüchte rund um einen Apple Fernseher neu entflammt – auch dort wird es Apps geben. Hinzu kommen starke Verkaufszahlen von Connected TVs, Spielkonsolen und Internet-Boxen, die ihrerseits alternative Inhalte auf dem Fernseher ermöglichen.

Diese Entwicklungen verwandeln den Fernseher zum Bildschirm. Apps, Internet Services und neue Inhalte werden auf dem Fernseher Platz finden und mit den klassischen Rundfunkinhalten um die Zeit der Konsumenten konkurrieren. Momentan sind diese Services noch versteckt hinter Menütasten und Appstores doch Microsoft zeigt mit der XBox wie TV als ein Service unter vielen auf den Bildschirmen der Zukunft aussehen wird.

Der Wandel

Der Fernsehgerätemarkt ähnelt an vielen Stellen dem frühen Smartphonemarkt. Alle neuen Fernseher haben Internet aber so wirklich weiß noch niemand wieso und was man damit eigentlich anfangen soll. Zudem ist das Internet auf dem Fernseher schwer zu bedienen, die Fernseher sind langsam, haben oft eine schlechte Usability und attraktive Services sind Mangelware.

Der Entwicklung fehlt ein Katalysator, der die Richtung vorgibt und die Konsumenten führt und erzieht. Für diesen Wandel braucht der Gerätemarkt nicht unbedingt einen Apple Fernseher. Betrachtet man die Fortschritte die Google TV, Boxee, Plex und Roku in den letzten Monaten gemacht haben könnte auch über Iteration statt Revolution die richtige Mischung gefunden werden.

Die Auswirkungen

Im ersten Schritt wird die Fernsehnutzung von den neuen Services auf dem TV nicht negativ beeinträchtigt werden, selbst wenn einer der Anbieter den richtigen Mix zur breiten Akzeptanz findet. Viel mehr wird die Zeit, die wir vor dem Fernseher verbringen steigen, ohne dass die Nutzungsdauer von TV-Inhalten sinkt. Zuschauer werden eher Zeit von der PC-Nutzung an den Fernseher verlagern um dort zu spielen, zu kommunizieren oder sich unterhalten zu lassen.

Doch mittelfristig werden die Alternativen einen starken Einfluss auf den Fernsehkonsum haben. Ich bin sehr gespannt darauf, was passiert wenn zum Beispiel ein Fernseher nach dem Einschalten nicht mehr direkt mit dem Fernsehprogramm startet sondern den User erst vor die Wahl stellt: Neuste Facebook Bilder ansehen? Aktuelle Nachrichtenvideos? Angry Birds spielen? Die neue US Serie oder den neuen Hollywood Film sehen? Videokonferenz mit den Freunden? Oder … fernsehen? Es könnte diese kleine Änderung sein, die zu einem massiven Shift in der Nutzung führt. Das bedeutet nicht, dass die Nutzer kein TV-Programm mehr auf dem Fernseher konsumieren werden, sie werden nur merklich weniger klassisch fernsehen und ihre Zeit auf andere Tätigkeiten am Fernseher verwenden.

Der Zeitrahmen

Etwa 4 Jahre nach Einführung des iPhones fängt Apple damit an die SMS überflüssig zu machen indem iMessage die Text-Kommunikation über das Netz komfortabler, einfacher und vor allem günstiger ermöglicht. Mit Facetime und Skype findet zudem ein Angriff auf das klassische Telefonat via Netzbetreiber statt. Auch im Fernsehbereich wird es einige Jahre dauern bis sich die Gerätehersteller an den Kern der TV-Sender und PayTV-Anbieter heranwagen. Bis es dazu kommt werden sie versuchen attraktive Alternativen bereitzustellen, die von Videokonferenzen über neue Videoinhalte bis hin zu interaktiven Applikationen reichen und alles abdecken, was die Sender, Studios und PayTV-Anbieter nicht kontrollieren.

Die weitere Entwicklung

Auch wenn sich viele wünschen, dass der TV-Markt kräftig umgekrämpelt wird, ist es utopisch anzunehmen, dass Google, Apple oder Microsoft die TV-Industrie in einem Spiel schlagen können in dem alle Trümpfe (Inhalte) in der Hand der Sender, Studios und PayTV Anbieter liegen. Die Konzerne, Startups und Quereinsteiger werden jedoch sicher versuchen das Spiel zu beenden oder die Regeln zu ändern.

Deshalb werden sie versuchen Alternativen anzubieten und den Fernseher als Bildschirm zu etablieren auf dem sie Inhalte jenseits der Fernsehprogramme featuren und bereitstellen. Für Microsoft sind dies im ersten Schritt Spiele und Videokonferenzen (Kinect), für Google ist es YouTube mit den neuen originären Channeln und für Apple werden es Apps und AirPlay sein.

Vor allem Googles Ansatz viel Geld für originäre exklusive YouTube-Inhalte in die Hand zu nehmen, die sie im Anschluss weltweit vertreiben können, sollte die Alarmglocken in jedem Fernsehsender der Welt schrillen lassen.


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