AdSense für Videos?

Mittlerweile dürften die Venture Capital Unternehmen in den USA locker mehr als eine Milliarde Dollar (seit Anfang 2006) in die verschiedenen Video Startups investiert haben. Trotz einer großen Ausnahme und mehreren kleineren Akquisitionen stehen diese VCs jedoch immer noch vor der großen Herausforderung ihre Dienste in ein profitables Geschäft zu überführen.

Was liegt also näher als nun die Werbenetzwerke zu finanzieren die genau diese Aufgabe übernehmen sollen? Kein Wunder also, dass in den letzten Monaten jede Woche ein neues Unternehmen das „AdSense für Videos“ verkündete und dafür mehrere Millionen Venture Kapital einstrich. So schön die Vorstellung für VCs auch sein mag: alle diese Versprechungen und Bemühungen bis jetzt und wohl auch noch in absehbarer Zukunft sind unpraktikabel bis nutzlos.

Near AdSense Lösungen

Zur kurzen Erinnerung: AdSense schält nicht nur Anzeigen auf einer Webseite sondern versucht mithilfe einer Analyse der Inhalte der Seite möglichst passende Anzeigen darzustellen. Somit kommen Blinkx, ScanScout und DigitalSmiths einer AdSense für Video Lösung am nächsten, da hier das Video analysiert und dann mit Werbung verbunden wird. Prinzipiell gestaltet sich dieses Vorgehen jedoch schwierig, weil natürlich oftmals Ton und Bildspur (wenn sie denn beide Vorhanden sind) auseinander gehen oder sich gegensätzlich zueinander verhalten. In vielen User Generated Videos funktioniert dieses Vorgehen nicht. Unabhängig davon braucht diese Analyse zusätzliche Rechenpower und Server und wenn man Überlegt, dass zu YouTube jede Minute sechs Stunden Video hochgeladen werden, wird es sehr schwer diese zusätzliche Infrastruktur mit eventuell besser passender Werbung zu refinanzieren.

Pseudo AdSense Lösungen

So ziemlich alle Videos auf den verschiedenen Portalen werden im Flash Player abgespielt und damit ergeben sich eine Fülle von Werbemöglichkeiten. Von einfachen Textlinks bis hin zu komplexen 3D Objekten, Videos oder RSS-Feeds kann prinzipiell alles in den Player eingeblendet und eingebunden werden was man sich so vorstellen kann. Das Verfahren ist noch nicht einmal besonders kompliziert und jeder der es gern selbst ausprobieren möchte kann das mit dem FLV-Player von Jeroen Wijering tun (momentan down hoffe das wird wieder).

Nicht verwunderlich also, dass sich in diesem Bereich die meisten Startups tummeln. Adap.TV (Textlinks, Metacafe), AdBrite (Textlinks, Selfservice), LiveRail (Videos, Selfservice) oder Brightroll (Textlinks, MyVideo) müssen jedoch einige Probleme lösen um effektiv arbeiten zu können. So sind sie darauf angewiesen, dass Videohoster ihre entsprechende Lösung einbinden oder die User von sich aus ihre Videos beim Werbenetzwerk anmelden. Des Weiteren müssen sie dafür sorgen, dass genügend Inventar vorhanden ist um auch Werbung in UGC Clips anzeigen zu können. AdBrite hat es zum Beispiel im letzten halben Jahr nicht geschafft auch nur eine Werbung in meinem Video zu platzieren. Schlussendlich müssen sie bei den Werbetreibenden und Portalbetreibern dafür gerade stehen, dass sie Werbung nur dann anzeigen, wenn diese passt und keine rechtlichen Bedenken bestehen.

Natürlich spricht nichts dagegen, dass die großen Portale eigene Lösungen in dieser Art implementieren und sich somit selbst vermarkten. YouTube hat bereits seine eigene „AdSense for Video“ Lösung im Test (Beispiel) und wird wohl kaum auf eine externe Lösung zurück greifen.

AdSense weiter denken

Es ist komisch, dass sich die Unternehmen so sehr darauf konzentrieren AdSense zu kopieren, denn jenseits der Analyse von Videos gibt es noch eine zweite Möglichkeit Videos mit Werbung zu kombinieren: Targeting.

Um dies Umzusetzen injiziert man jedem Besucher ein Flash Cookie, das ihn eindeutig identifiziert. Anschließend werden bestimmte Themenbereiche auf den Videoseiten definiert (z.B. HipHop Musikvideos, Autovideos …). Nun kann man dem Besucher über die Seite folgen und ihm bei bedarf genau zugeschnittene Werbung präsentieren. Es spielt dann nur eine untergeordnete Rolle ob er gerade ein langweiliges User Generated Video sieht, wenn man weiß dass er normalerweise HipHop- und Autovideos sieht kann man ihn trotzdem mit gezielter Werbung erreichen ohne das aktuelle Video analysieren zu müssen. Das Schöne/Böse am Flash Cookie ist, dass es nur sehr schwer zu löschen ist und über Browser hinweg gilt.

Durch das Flash Cookie ist es dann Möglich den Benutzer über alle Seiten zu „verfolgen“ die den Embed Player der jeweiligen Videosite eingebunden haben. Diese Informationen können dann entweder für die Werbung im Embed Player verwendet werden oder für ein noch exakteres Targeting (z.B. User besucht Game Blogs und Foren). Yume Networks und Tremor Media haben erste Ansätze in diese Richtung auch wenn die wohl noch nicht so weit gehen.

Fazit

AdSense für Videos in der Form, dass Videos analysiert und anschließend mit passender Werbung verknüpft werden ist ineffektiv, aufwendig und fehleranfällig. Einfacher zu handhaben sind Lösungen, die Tag- oder Kontextbasiert Text-/Videoanzeigen im Flash Player schalten. Dabei sind die Eintrittsbarrieren sehr gering, der Nutzen noch nicht erwiesen und die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der typische Tausender Kontakt Preis ähnlich inflationär ist wie TKPs auf den verschiedenen Social Networks.

Eine interessante Alternative ist es, wenn Werbenetzwerke entweder innerhalb einer Plattform oder zwischen verschiedenen Nischenplattformen Werbung aufgrund der Video-Viewhistory gezielt ausliefern können. Somit kann die Werbung an den Zuschauer angepasst werden und muss nicht aufwendig an die Inhalte angepasst werden.

Weitere Werbenetzwerke für Videos finden sich im Wiki – ein paar Beispiele in Aktion im Videolab.


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