Mit Video on Demand richtig Geld verdienen.

Die deutschen Video on Demand (VoD) Angebote, T-Online Vision, Arcor on Demand und One4Movies verzeichnen Momentan ca. 150 000 VoD Downloads pro Monat. Das sind im Vergleich zum iTunes Music Store (iTMS) schlechte Zahlen, denn dieser konnte in seinem ersten Monat (mit Videodownloads) mehr als eine Million Videos verkaufen – mittlerweile verkauft er sogar über vier Millionen pro Monat. Natürlich ist der iTMS ungleich größer und hat in Amerika eine größere Zielgruppe, als die deutschen Angebote, trotzdem müssen sich die deutschen Angebote an diesen Zahlen messen lassen, da sie zum Einen schon lang im Markt sind und zum Anderen einen erheblichen Werbeaufwand für ihre Angebote betreiben. Rein inhaltlich betrachtet ist das Angebot des iTMS (nur Videos) sogar schlechter, als das der deutschen Vertreter, die über die großen Kinofilme verfügen.

Das Problem des VoD

Aus diesen Betrachtungen ergibt sich, dass entweder die Kunden ein Filmdownload Angebot auf jedenfall einem VoD Angebot vorziehen, oder die VoD Angebote nicht optimale aufgestellt sind und an den Kundenwünschen vorbei gehen. Es ist natürlich gut Möglich, dass die Anbieter einen breiten Erfolg ihrer Angebot gar nicht wünschen, denn von den durchschnittlichen drei Euro pro Film bleibt ihnen kein oder nur ein minimaler Gewinn (Minimum ein 70/30 eher ein 80/20 Split mit den Studios: -2,4 Euro; MwSt: -41,4 Cent; bleiben 19 Cent für Zahlungsabwicklung, Traffic, Wartung, und Pflege des Angebots). Mehr Geld für die VoD Downloads als bisher können sie angesichts der Konkurrenz durch klassische Videotheken (ab 50 Cent für 4 Stunden) und der Internet Videotheken (7 Euro/Monat) nicht verlangen. Im Prinzip sind die Preise auch so schon um einen Euro zu hoch. Die Anbieter haben nun die Wahl entweder ihr Video on Demand Angebot weiterhin als Marketing für ihre DSL Leitungen zu betreiben oder umzudenken und mit dem VoD Angbeot Geld zu verdienen.

Der Zuschauer-Programmanbieter-Vertrag

Grundsätzlich gibt es zwei Vereinbarungen zwischen Programmanbietern und Zuschauern:

  1. Der Zuschauer bezahlt für das Programm und kann es Werbefrei sehen (Pay-TV, VoD, PPV, DVD).
  2. Der Zuschauer sieht Werbung und erhählt das Progamm kostenlos (Free-TV, Internetportale wie Atomfilms, Heavy.com).

Bisher waren in Deutschland und vor allem in Internet die werbefinanzierten Angebote klar in der Überzahl. Doch der Schwerpunkt der Progammangebote scheint sich gerade in Richtung Bezahlinhalte zu verschieben. Da die Fernsehzuschauer immer weniger Werbung sehen und mit digitalen Videorecordern über eine komfortable Möglichkeit verfügen Werbung ganz auszublenden, versuchen die privaten Senderketten eigene Pay-TV Angebote zu etablieren. Zusätzlich dazu bieten sie in Zukunft Sendungen als VoD oder über ein Portal zum Download an. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob in einem Free-TV verwöhnten Land, solche Bestrebungen sinnvoll sind, denn anders als in England oder Frankreich hat sich das Pay-TV in Deutschland noch lange nicht durchgesetzt.

Gerade beim Video on Demand zeigen Studien, dass die Zuschauer Werbung einem Bezahlmodell vorziehen. Ein Beispiel, wie erfolgreich werbefinanzierte Inhalte sein können ist das von der CBS im Internet übertragene „March Madness“ Baketball Tunier. Nachdem die Zuschauer 2005 für $20 die Spiele live im Internet sehen konnten, übertrug CBS dieses Jahr alle Spiele kostenlos. Die Zuschauer mussten sich lediglich Registrieren und einen speziellen Player herunterladen. Finanziert wurden die Streams durch Werbepartner, die CBS jeweils $100 000 bezahlten um in den Streams präsent zu sein. Zeitweise lieferte CBS bis zu 268 000 Streams gleichzeitig aus und insgesamt sahen vier Millionen Zuschauer über 14 Millionen Streams. Das CBS Angebot wurde so nicht nur zu einem der größten Livestreamingevents der Welt, sondern auch finanziell um einiges erfolgreicher als das letztjährige Abomodell.

Wie werden die VoD Angebote attraktiv?

Natürlich können die VoD Anbieter weiter ihre VoD Downloads verkaufen, dafür gibt es eine Zielgruppe und die wird auch weiter ihre 150 000 Stück pro Monat downloaden, aber die große Masse wird sich mit solch einem Service nicht anfreunden können. Deshalb sollten zusätzlich zu diesem Angebot die Filme kostenlos ins Internet gestreamt werden. Dieser Service sollte so einfach wie Möglich zu nutzen sein und auf allen Plattformen und Browsern funktionieren. Entsprechende Lösungen gibt es z.B. von Brightcove. Der Flashbasierte Player von Brightcover erlaubt es Werbung und Inhalte zu koppeln und die Werbeplätze auf der Brightcove Plattform zum Verkauf anzubieten. So werden ohne großen Aufwand die Werbepartner integriert. Das die Brightcove Lösung funktioniert zeigen die Erfahrungen aus dem Umgang mit Branchenriesen wie Reuters.
Im Prinzip sind diese gestreamten Filme jedoch nur ein Köder, denn die Wenigsten werden sich einen kompletten Film im Browser als Flashstream ansehen. Die Werbung, die vor dem Film läuft, sehen jedoch auch die Zuschauer, die nur kurz reinschnuppern.

Der nächste Schritt ist die Filme als werbefinanzierte Downloads anzubieten. Dabei wird der Film mit verschiedenen Werbeclips gekoppelt, die der Zuschauer sehen muss um den Film zu betrachten. Um die Werbung besser platzieren zu können, fordert der VoD Anbieter eine kostenlose Registrierung.
Mithilfe des Streamingangebots holt sich der Betreiber den notwendigen Traffic auf die Seite, um das gesamte Angebot für die Werbetreibenden attraktiv zu gestalten und eine kritische Masse an Zuschauern zu generieren. Durch die kostenlosen Downloads kann er nicht nur die Werbung zum Kunden übertragen sondern diesen (sollte dies wirklich notwendig sein) seinen Player schmackhaft machen.

Welche Vorteile bieten werbefinanzierte VoDs?

Diese neue Methode um mit Video on Demand umzugehen birgt natürlich auch gewisse Risiken: Zum Einen werden die Werbeeinnahmen pro Download/Stream (zumindest zu Beginn) nicht so hoch sein, wie die Drei Euro aus einem bezahlten VoD. Dies könnte jedoch durch die Menge kompensiert werden, so dass unterm Strich höhere Einnahmen zu verzeichnen sind. Zum Anderen besteht natürlich die Gefahr, dass sich die Fernsehsender und Studios gegen ein solches Modell sträuben, weil sie es selbst in die Hand nehmen wollen (z.B. Warner und ABC/Disney) oder darin eine zu große Gefahr für ihre klassischen Programme sehen. Immerhin zeigt eine IBM Studie, dass sich der Medienkosum in Zukunft immer mehr in Richtung On Demand bewegen wird, ein Umdenken wird also früher oder später auf jedenfall stattfinden.

Diesen Problemen stehen jedoch folgende Vorteile gegenüber:

  • Die Werbetreibenden reißen sich um die Werbplätze in den Videos. Revver, ein Service, der Werbung an Internet Videos hängt, hat zuwenig Werbeplätze um die Nachfrage zu befriedigen. Gleichzeitig empfehlen Experten den Werbetreibenden in Richmedia und Videokampagnen zu investieren. Die hohe Reichweite und die zunehmende Nachfrage werden so zwangsläufig zu höhreren Erlösen aus der Werbung führen.
  • Die Werbung wir tatsächlich gesehen. Anders als beim klassischen Fernsehen gibt es bei den VoDs die Möglichkeit ein überspringen der Werbung zu unterbinden. Dazu kommt noch, dass das Umschalten auf ein andeers Programm während der Werbung nicht möglich ist. Der VoD Anbieter kann den Werbetreibenden also sehr sicher garantieren, dass die Werbung auch gesehen wird. Hinzu kommt, dass gerade bei Filmen die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass mehrere Zuschauer den Film gemeinsam sehen.
  • Die Werbung kann sehr Zeilgruppenspezifisch sein. Durch die Registrierung und ein IP basiertes Geocoding weiß der Betreiber über die Zuschauer sehr genau bescheid und kann die Werbung gezielt platzieren.
  • Interaktive Werbeformen sind denkbar. Anders als bei der klassischen Fernsehwerbung können die Werbeblöcke im VoD Download durchaus interaktiver Elemente enthalten. Die einfachste Form ist ein Link zur Webseite des Unternehmens. Der VoD Anbieter profitiert dabei durch das Cost per Click Modell.
  • Weitere Erlöse durch Tauschbörsen und Superdistribution. Der Betreiber verdient durch die Weiterverbreitung seiner Filme durch die Kunden. Da die Werbung fest mit dem Film verbunden ist wird diese bei einer Verbreitung durch Tauschbörsen mitübertragen. Durch entsprechende Trackingcodes in der Datei wird der Anbieter von dem weiteren Abspiel unterrichtet und kann dieses wiederum den Werbetreibenden in Rechnung stellen. Ist das Budget des Werbenden ausgeschöpft verliert die Datei ihre Gültigkeit. Sie kann dann z.B. durch den Besuch einer Webseite mit Werbung wieder freigeschalten werden.
  • Der Anbieter wird bekannt und erschließt neue Kundengruppen. Die Telekommunikationskonzerne können ihre Produkte über ein solches Angebot besser vermarkten. Darüber hinaus erschließen sich neue Nutzergruppen und diese können später bei Premiumangeboten, wie kostenpflichtigen Filmdownloads oder IPTV Angeboten, genutzt werden.

Diese Betrachtung zeigt, dass es an der Zeit ist über alternative Abspiel- und Distributionsformen nachzudenken. Mittlerweile ist die Technik so weit, dass die entsprechenden Angebote umgesetzt werden können. Ob genügend Werbepartner, Studios und Rechteinhaber von einem werbefinanzierten Video on Demand Angebot überzeugt werden können bleibt abzuwarten. Meiner Ansicht nach wäre es ein richtungsweisendes Angebot. Vor allem da der Zuschauer-Programmanbieter-Vertrag auf das Internet ausgeweitet wird und dem Betrachter deutlich wird, dass er dank Werbung das Programm umsonst sehen kann. Damit würde auch eine Aufwertung der oft verpönten Werbung stattfinden.


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