Internet TV via RSS

Nachdem die Probleme und Hürden beim Internet TV hinlänglich ausgebreitet wurden folgen nun innovative Lösungsansätze und Entwicklungen. Mit der Entwicklung von Webfeeds und entsprechenden Datenformaten für die Syndikation wie RSS (Real Simple Syndication) steht den Medienschaffenden nun ein Mittel zur Verfügung, das dem klassischen Pushmedium Fernsehen sehr nahe kommt. Obwohl die Aktion bei Webfeeds prinzipiell vom User ausgeht bieten doch alle Feedreader automatisierte Abfragen an, die dazu führen, dass Inhalte selbständig heruntergeladen werden.

Mithilfe von Enclosures können in Feeds Dateien eingebunden werden, die dann nach Useraufforderung oder automatisch heruntergeladen werden. Diese Technik verwenden sowohl Podcaster als auch Videocaster (Vlogger) um ihre Episoden an Hörer bzw Zuschauer zu übertragen. Podcasting und Videoblogging sind nun bei weitem nichts Neues und existieren schon seit einiger Zeit, doch gerade beim Videoblogging gab es in letzter Zeit einige Neuerungen, die es für ein Breiteres Publikum attraktiv machen.

RSS Videokanäle

Die erste Neuerung ist ein Wandel des Angebots. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Videoblogs, die ich nicht mehr als solche sehe, sondern viel mehr als Spartenkanäle. Zum Beispiel bietet Channel Frederator ein wöchentliches Animationsprogramm, das aus verschiedenen Animationskurzfilmen besteht. Einen Blogcharakter ist bei diesem Angebot nicht erkennbar. Die RSS Videokanäle sind natürlich im Vergleich zu klassischen Fernsehkanälen viel stärker segmentiert und speziallisiert. Doch auch Fernsehinhalte schaffen es bis in die RSS-Feeds. Diese Feeds sind jedoch meist nicht mehr nach Kanälen geordnet sondern nach Shows. tvRSS bietet über RSS Zugang zu den Bittorrents von bekannten Shows wie Lost oder 24. Diese Methode ist natürlich kein offizielles Angebot der Sender aber es zeigt, dass es Nachfrage nach entsprechende Angeboten gibt und die Sender es sich ernsthaft überlegen könnten ihre Sendungen über RSS zu vertreiben (gebündelt mit Werbung).

Erste Erfolgsgeschichten

Internet TV Serien können sehr erfolgreich sein, wie Rocketboom eindrucksvoll beweist. Rocketboom bezeichnen sich selbst als „daily vlog“ wobei ich auch hier der Meinung bin, dass es sich dabei mittlerweile schon um ein eigenes Format handelt und nicht mehr um ein reines Videoblog. Gerade wegen des konsequenten satirischen Stils schafft es Rocketboom zwischen 50 000 und 200 000 Showdownloads pro Tag zu generieren. Diese kommen zum großteil von den 130 000 Zuschauern, die die Show per RSS abonniert haben. Mittlerweile haben die Macher sogar ein Geschäftsmodell entwickelt: Für $40 000 produziert Rocketboom fünf Werbespots, die dann an die jeweiligen Episoden angehängt werden. Die ersten fünf Spots wurden an TRM verkauft, die nächsten fünf an Earthlink. Und wenn man die Spots sieht wünscht man sich solche Spots auch im Fernsehen.

Neue Anwendungen zum Abonnieren von Videofeeds

Democracy PlayerNeben inhaltlichen Entwicklungen bei den Videofeeds und Kanälen, gibt es auch technische Weiterentwicklungen bei den Feedreadern. Apple machte Podcasting und Videocasting erst so richtig populär, indem in iTunes die Möglchkeit integriert wurde Podcasts oder Videocasts per RSS zu abonnieren. Doch mittlerweile haben andere das Konzept, das bei iTunes sehr stark auf Audioinhalte ausgerichtet ist, auf Video übertragen.Fireant Player Die Participatory Culture Foundation hat mit dem Democracy Player einen einfach zu bedienenden und speziell auf Internet TV und RSS zugeschnittenen Player entwickelt. Neben dem Abonnieren von RSS Videokanälen kann man mit dem Player im Channelguide nach neuen Inhalten und interessanten Episoden stöbern. Das besondere an dem Player ist die integrierte Bittorrent Unterstützung. Damit ergeben sich für Inhalteanbieter ganz neue Distributionsmöglichkeiten und natürlich lassen sich damit die Kosten der Distribution senken. Ähnliche Funktionen und Möglichkeiten bietet auch Fireant mit dem Episoden schon wärend des Herunterladens betrachtet werden können. Und auch I/ON, ein Player auf Javabasis, sei hier noch ewähnt.

Vollprogramm dank Socialbookmarking

Die Möglichkeiten durch RSS beschränken sich jedoch nicht nur auf Spartenkanäle oder Videoblogs. Dank Socialbookmarking Diensten wie del.icio.us kann man sich ein breites Programm an Internetvideos selbst zusammen stellen. Dort lassen sich alle Bookmarks, die auf Videodateien verlinken ausgeben. Diese Ausgabe kann wiederum mit einem der oben genannten Player abonniert werden und wer nicht jeden Schrott sehen will greift auf den Popular Filter zurück oder abonniert Videos von Bekannten(RSS). Mittlerweile greifen auch Videosharing Seiten den Trend auf, so können z.B. bei Videobomb die eingereichten Clips per RSS abonniert werden. Es gibt also eininge Möglichkeiten sich ein Vollprogramm auf den Rechner zu holen (eine entsprechende Flatrate vorrausgesetzt).

Was die Zukunft bringen sollte

Trotz all der Entwicklungen, die sehr vielversprechend sind fehlen mir noch einige Funktionen und Möglichkeiten. Ganz oben auf meiner Wunschliste steht der Flashvideo (FLV) Support bei den genannten Playern. Sobald die Player FLV verstehen ist es möglich Videos von YouTube, Google Video und all den anderen als Enclosure in einen RSS Feed zu packen und bequem über den Player anzusehen und zu archivieren.

Als nächstes ist eine Lösung zur Bündelung von Werbung und Inhalt wünschenswert. Nicht jeder Internet TV Kanal wird so erfolgreich werden wie Rocketboom und mit den Großen direkt verhandeln können. Eine Lösung, die entsprechende Clips mit kurzen Werbefilmen verbindet und das ganze mit einer komfortablen und einfachen Abrechnung würde das Geschäft erheblich ankurbeln und vielleicht bietet dann auch Ehrensenf einen Videofeed an.

Und zuguter Letzt noch eine Träumerei: Ich persönlich halte RSS für die Technik der Wahl, wenn es darum geht das Internet auf den Fernseher zu bringen. Eine Set-Top Box mit integriertem RSS Reader und einem umgestalteten Democracy Player könnte das Internet auf dem Fernseher populär und attraktiv machen, was wiederum allen Internet TV angeboten zugute käme. Natürlich müssten die Bedienoberlächen von Feedreader und Player an die veränderten Auflösung(en) angepasst sein, aber ein Feedreader lässt sich vom Sofa aus besser bedienen als eine normale Internetseite oder der Videotext. Selbst hier am Rechner benötige ich um durch meine Feeds in NetNewsWire zu navigieren nur die Leertaste. Und auch der Democracy Player müsste nur etwas ausgemistet werden und fertig.


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