Serie Filmdownloads VII: Konkurrenzanalyse

Ein Filmdownload-Angebot würde also eine Menge Internetsurfer ansprechen. Vor dem Start eines neuen Angebots stellt sich allerdings die Frag, ob es bereits existierende Angebote gibt und wie die Konkurrenzsituation auf dem Markt aussieht. Diese Fragen solle nun geklärt werden. In diese Betrachtung fehlen allerdings die erst vor kurzem angekündigten Angebote In2Movies (Warner/Bertelsmann) und Maxdome (ProSiebenSat.1 / United Internet). Beide Angebote sollen mitte dieses Jahres starten und konzentrieren sich auf Video on Demand und Abo-Angebote.

Meines Wissens gibt es im Moment in Deutschland noch keinen größeren Downloadstore für Filme.1 Allerdings gibt es zwei Geschäftsmodelle, die in direkter Konkurrenz zu einem Downloadstore stehen. Zum einen sind dies Video on Demand Dienste über das Internet und zum anderen Onlinevideotheken, die geliehene DVDs per Post verschicken. Weitere Konkurrenz könnten entstehen, wenn Angebote aus den USA oder Frankreich auf Deutschland ausgeweitet werden oder bestehende Angebote wie der iTunes Music Store aufgewertet werden.

Video on Demand Angebote

In Deutschland bieten momentan hauptsächlich die beiden Telekommunikationskonzerne T-Online mit „T- Onlinevision “ und Arcor mit „Arcor-Video On Demand“ Video on Demand über das Internet an.2 Beide Konzerne versuchen über diesen Service ihre Breitbandverbindungen besser vermarkten zu können. Denn diese Anbieter können aus Rücksicht auf ihr klassisches Telefongeschäft nicht auf Internettelefonie als Zugpferd setzen wie dies die meisten Konkurrenten tun.
Der Service von T-Online umfasst zurzeit ca. 1000 Spielfilme3, die für Preise zwischen zwei und vier Euro auf den Rechner geladen werden können und innerhalb von 24 Stunden beliebig oft abspielbar sind. Über T- Onlinevision werden monatlich 20 000-25 000 Filme heruntergeladen, wobei nicht klar ist ob dies auch Downloads auf Set-Top-Boxen einschließt.

Arcor bietet ca. 1 300 Filme in seinem Video On Demand Service an und hat bei diesem Angebot ca. 7 000 Downloads im Monat. Der Preis liegt hier zwischen 1,50 und 3,50 Euro, die Nutzungsmöglichkeiten entsprechen denen von T-Onlinevision.

In beiden Angeboten können verschiedene Qualitätsstufen ausgewählt werden, die jedoch jeweils eine entsprechende Breitbandverbindung voraussetzen. Zum Abspielen der Filme, die im Windows-Media-Video-Format vorliegen und über ein Digital Rights Management geschützt sind, wird der Windows Media Player in Verbindung mit Microsoft Windows benötigt.4

Internetvideotheken

Mittlerweile werden fast sieben Prozent der Verleihvorgänge über das Internet vorgenommen. 5 Dabei sieht das Geschäftsmodell vor, dass der geliehene Film per Post inklusive Rückumschlag versand wird. Der Leiher zahlt eine monatliche Gebühr an den Anbieter und bekommt dafür einen Film. Möchte der Kunde einen neuen Film muss er den alten an den Dienstleister zurücksenden. Der Vorteil für den Kunden liegt darin, dass er keine sog. „Late Fees“ bezahlen muss. Die wichtigsten Anbieter sind in Deutschland Amazon.de und Amango.de. Die monatlichen Gebühren liegen bei ca. zehn Euro, der Kunde erhält dafür drei Filme pro Monat. Natürlich haben beide Anbieter Angebote für mehr DVDs pro Monat im Programm. Die Auswahl liegt bei beiden Anbietern bei über 10 000 Filmtiteln.6 Genaue Umsatzzahlen der Anbieter liegen nicht vor.

Ausdehnung bestehender Angebote

Anders als in Deutschland gibt es in den USA und Frankreich bereits funktionierende Downloadstores. Der Wichtigste ist Movielink.com, der von den großen Studios Warner, Universal, MGM, Sony und Paramount betrieben wird. Movielink verkauft zurzeit 100 000 Downloads pro Monat und bietet ca. 1 500 Filme – hauptsächlich aktuelle Blockbuster – an. Im Moment beschränkt sich das Angebot von Movielink zwar noch auf die USA und auf ein Video on Demand Modell allerdings ist der Store in letzter Zeit massiv gewachsen und das Video on Demand ist leicht in ein Download-to-Own Konzept zu wandeln.7 Sollte das Modell weiterhin Erfolg haben und die Umsätze steigen, gibt es keinen Grund für Movielink das Angebot nicht auch auf Deutschland auszuweiten.

Anders als Movielink kommt CinemaNow aus der Independent Szene und bietet von daher ein breiteres Spektrum an Angeboten und Inhalten. CinemaNow vertreibt 6500 Filmtitel über das Internet, die zum Grossteil als Video on Demand sowie Download-to-own angeboten werden. Anders als bei Movielink sind jedoch viele der angebotenen Filme B-Movies, Kurzfilme oder Musikfilme.8 Der Zugang zu CinemaNow ist nicht auf die USA beschränkt und es können nach dem Anlegen eines Accounts auch aus anderen Ländern Filme heruntergeladen werden. Aufgrund der geringen Bekanntheit in Deutschland und der Bibliothek, die hauptsächlich für Deutsche unbekannte Filme beinhaltet, ist CinemaNow noch keine große Konkurrenz, was sich mit jedoch mit der Zeit ändern könnte.9

Einen ähnlichen Service wie CinemaNow und Movielink bietet auch der französische Anbieter Moviesystem an, wobei hier der Fokus auf französischen Produktionen liegt.
Alle hier angeführten Angebote greifen auf das Digital Rights Management zurück, das Microsoft in sein Windows Media Format integriert hat.10

Aus einer anderen Richtung versucht Apple sich den Videodownloads zu nähern. Vor kurzem wurde der erfolgreiche iTunes Music Store um die Funktion erweitert Videos gegen Gebühr herunterzuladen. Wie oben schon ausgeführt war diese Erweiterung ein Erfolg und wurde von den Kunden angenommen. Apple bietet zwar zurzeit nur Musikvideos, Kurzfilme und Fernsehserien an und diese nur in einer vergleichsweise schlechten Qualität.11 Trotzdem scheint Apple einen Kompromiss zwischen Preis und Leistung gefunden zu haben, den der Konsument akzeptiert. Mittlerweile finden sich immer mehr Fernsehproduzenten und Studios, die ihre Inhalte auch über den iTunes Music Store vertreiben lassen wollen.12 Es ist also nicht abwegig anzunehmen, dass der Dienst ausgebaut wird und in nicht allzu ferner Zukunft über eine bessere Qualität sowie hochwertigere Inhalte, wie Spielfilme und Dokumentationen, verfügt.

1Es gibt eine Reihe von Angeboten, bei denen einige wenige Filme heruntergeladen werden können. Download-Films.de ist eines der größten, hat jedoch eine sehr zwielichtige Aufmachung und extrem teure Preise.

2 T-Onlinevision und Arcor Video on Demand. Weiter Anbieter: Hansenet bietet Video on Demand nur für eigen Kunden an und Ewe Tel hat lediglich 55 Filme im Angebot

3 Sämtliche Zahlen zu Filmanzahl und Downloads stammen aus der Vorlesung „Ökonomie des Filmgeschäfts“ von Dr. Kölmel und beziehen sich auf den November 2004. Es war nicht möglich aktuelle schriftliche Quellen für diese Anbieter zu finden.

4 Vgl. Guillou, Bernard: (2004), S. 28f.

5 Vgl. Bundesverband Audiovisuelle Medien: (2005), S. 19.

6 Das Angebot von Amango und das Angebot von Amazon.

7 Vgl. Kramer, Staci D.: Movielink Finally Adds Fox To Its Studio Lineup; Fox Revs Up Content Deals. In: Paidcontent.org, 21.11.2005, Zugriff: 21.11.2005. Sowie, Angwin, Julia: Downloading Movies From These Web Sites Can Save Time, Money. In: Personal Technology, wsj.com, 10.02. 2005. Zugriff: 02.12.2005.

8 Vgl. .net: The big picture… The real digital home is just around the corner. In: .net, Issue 133, February 2005. Zugriff: 02.12.2005.

9 Vgl. Guillou, Bernard: (2004), S. 24.

10 Vgl. ebd. 24f.

11 320×240 Pixel, MPEG4 codiert, mit Fairplay Digital Rights Management geschützt.

12 Vgl. Li, Kenneth: Clear Channel sees future in digital, new outlets. In: today.reuters.com, 01.12.2005

Ganz einfach dürfte es nicht werden ein legales Download Angebot zu starten, da z.T. sehr namhafte und finanzstarke Konkurrenten bereits vertreten sind und andere mit dem Einstieg liebäugeln. Trotzdem hat ein Filmdownload-Angebot gegenüber allen genannten Konkurrenten den Vorteil, dass die gekauften Filme dem Konsumenten gehören. In der nächsten Folge geht es deshalb darum, wie ein Filmdownload Angebot positioniert werden sollte um in Deutschland erfolgreich zu sein.


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