Digitales Kino in Scheibchen.

Nach den großen Ankündigungen im letzten Jahr ist es um das digitale Kino wieder leiser geworden und es wird immer klarer, dass die Umstellung nicht nur viel Geld sondern auch viel Zeit brauchen wird. Trotz des nun langsameren Tempos hat es einige Entwicklungen in den letzten Monaten gegeben, die ich nun kurz zusammenfasse.

Das größte Problem des momentanen digital Rollout ist, dass die installierten Systeme noch nicht vollkommen DCI (Digital Cinema System Specification Juni 2005, pdf) konform sind. Zwar behaupten die großen Ausrüster Christie/AIX und Thomson/Technicolor, dass sich die Kompatibilität nachrüsten lässt aber eine vollkommene Sicherheit gibt es nicht. Während Christie/AIX trotzdem versucht so schnell wie möglich eine kritische Masse an Kinos mit digitalen Leinwänden auszurüsten verlegt sich Technicolor ersteinmal auf das Testen. Im Technicolor Testcenter wird alles vom Transport bis zum Abspiel in Extremsituationen untersucht. Dabei kommen unterschiedlichste Server und Projektoren zum Einsatz. Und während die Zwei sich streiten freut sich vielleicht bald der Dritte: National Cinemedia. National Cinemedia, die die Digitalisierung von Regal Cinemas, AMC, und Cinemark (die drei größten Kinoketten in den USA) übernimmt, plant den großen digital Rollout für die Kinoketten erst 2007 und nimmt bis dahin ersteinmal eine abwartende Haltung ein. Gleiches gilt für Universal, die sich auch noch nicht so richtig mit dem Digitalen anfreunden können.

Die NATO (National Association of Theatre Owners) möchte nun mit einigen Hinweisen und Richtlinien die Kinobetreiber unterstützen. So hat die NATO vor kurzem die NATO Digital Cinema System Requirements (pdf) sowie die Questions Regarding Digital Cinema Finance and Installation Plans (pdf) herausgegeben um vor allem Kinobetreiber zu Informieren und ihnen bei der Entscheidung zu helfen.
Auch die DCI hat erkannt, dass eine Spezifikation allein noch keinen Standard macht und entwickelt nun mit dem Frauenhofer Institut Testserien. Diese Testserien für Server, Projektoren und verwandte Geräte sollen es ermöglichen Geräte als DCI konform zu zertifizieren. Diese Zertifikate sollen die Investitionssicherheit sowohl bei den Ausrüstern als auch bei den Kinobetreibern gewährleisten.

Trotz der vielen Schwierigkeiten, die das digitale Kino noch zu meistern hat, wird 2006 das Jahr in dem erstmals eine nennenswerte Verbreitung von digitalen Projektoren in den Kinos anzutreffen ist. In Californien gibt es sogar eine Kinokette (UltraStar Cinema), die schon jetzt alle ihre Kinos mit digitaler Technik ausgestattet hat.

James Cameron experimentiert momentan bei seinen Filmprojekten mit 3D Kameras und anderen digitalen Aufzeichnungen. Er geht davon aus, dass bis zu 1000 Kinos wegen seiner Filme auf digitale Projektion umrüsten werden.
Und zu guter Letzt gibt es mittlerweile sogar einen Studiengang zum digitalen Kino. An der University Film and Video Association kann man ein „Bachelor of Science Degree in Digital Cinema“ erwerben und sich entweder mit der digitalen Postproduktion oder den zurgundeliegenden Technologien auseinandersetzten.


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